Münster - ehemalige Polizeischule


Seit 1949 wurde die ehemaligen Schlieffen-Kaserne an der Weseler Straße in Münster als Polizeischule genutzt. Tausende von ehemaligen und noch aktiven Polizeibeamten in Nordrhein-Westfalen habe diese Liegenschaft seither als Ausbildungstelle erlebt und hier für die Dauer ihrer Ausbildung auch ihren Wohnsitz gehabt. Die Nutzung der ausgemusterten Kaserne als Polizeischule war aus der Not geboren. Die nach dem Krieg in ihrem Umfang stark eingeschränkte Polizeiausbildung war in Münster ab 1945 im Haus Spital durchgeführt worden. Diese Einrichtung erwies sich für den Ausbildungsbetrieb allerdings schon nach wenigen Jahren als zu klein. Daher machte sich das Innenministerium auf die Suche nach einem Ersatzstandort.

 

Kriegsschäden und Wiederaufbau

Die Entscheidung fiel schließlich auf die Schlieffen-Kaserne, die den Alliierten unmittelbar nach Kriegsende behelfsmäßig als Haftanstalt gedient hatte. Bei der Übernahme durch die Polizei war die Liegenschaft in einem desolaten Zustand. So hatten die Gebäude nicht nur zum Teil erhebliche Kriegsschäden durch Bombentreffer erlitten, sondern auch die sanitären Anlagen funktionierten nicht, die Leitungen für Licht und Stromversorgung waren genauso wie die Zentralheizung defekt, die Türschlösser fehlten und in den Räumen hatte sich Ungeziefer eingenistet.

Nahezu Tag und Nacht wurde nun daran gearbeitet, das Gelände mit seinen Bauwerken notdürftig für den Schulbetrieb herzurichten. Die Arbeiten wurden nicht nur von Handwerkern, sondern auch vom Lehrpersonal ausgeführt. Geleitet wurde die Aktion von Polizeirat Springer, der zuvor zum Leiter der Schule ernannt worden war.

Am 26. April 1949 war es schließlich soweit. Die neue Polizeischule "Carl Severing" wurde feierlich im Beisein des Namensgebers, des ehemaligen Reichsinnen- und Staatsministers Carl Severing, des NRW-Ministerpräsidenten Karl Arnold, des Innenministers Dr. Menzel und des Bischofs von Münster, Dr. Michael Keller, eröffnet. Die Presse verfolgte die Eröffnung mit großem Interesse. Die Liegenschaft sollte sowohl der Auswahl von Polizeibewerbern wie auch der Ausbildung der eingestellten jungen Männer dienen.

 

Der Grundlehrgang in Münster

Die jungen Polizeiwachtmeister auf Widerruf, die ihre Ausbildung in NRW absolvierten mussten einen Teil ihrer Ausbildung, den Grundlehrgang, entweder in der Landespolizeischule in Düsseldorf oder hier in Münster ableisten. Die Grundausbildung dauerte mit 48 Wochen immerhin ein knappes Jahr. Dabei gehörten folgende Schulfächer und sonstigen Ausbildungen zum Schulalltag der Jungpolizisten:

Verkehrsrecht, Straf- und Strafprozessrecht, Polizeirecht, Beamtenrecht, praktische Polizeidienstkunde, Lebenskunde, Berufsethik, Einsatzausbildung, praktische Polizeidienstkunde, formale Ausbildung im geschlossenen Verband, Schießausbildung und Waffenkunde, Schießlehre, Körperschulung, Schwimmen und Selbstverteidigung. In der Mitte des jeweiligen Lehrgangs fand eine Zwischenprüfung statt. Damit sollte sichergestellt werden, dass man ungeeignete Bewerber frühzeitig "aussortieren" konnte und sie nicht unnötig lange durch die Ausbildung führte. Am Ende des Grundlehrgangs wurde mit einer weiteren Prüfung die Eignung zum Polizeibeamten festgestellt. Wachtmeister, die die Prüfung überstanden, wurden in eine Bereitschaftschaftspolizei-Abteilung überführt und zu Beamten auf Probe ernannt.

 


Abb. Der Namensgeber der Polizeischule, Staatsminister Carl Severing, Aufnahme vor 1928 (Quelle: Die Polizei, Jahrgang 1928)


1945. Der Zustand zweier Gebäude auf dem Kasernengelände (Quelle: Werner)

1945. Kriegseinwirkung an einem der Gebäude (Quelle: Werner)

1952. Der Löschteich der Landespolizeischule, der zugleich als Übungsschwimmbecken für die Polizeischüler genutzt wurde. Mancher Beamte soll das kalte Wasser aus diesem Teich bis zur Pensionierung in Erinnerung gehabt haben (Quelle: Michael Zech; Sammlung Frank Kawelovski)


1952. Gruppenführer und Ausbilder der Polizeischule (Quelle: Michael Zech; Sammlung Frank Kawelovski)


1952. Fahrzeuge einer Ausbildungshundertschaft haben Aufstellung genommen (Quelle: Michael Zech; Sammlung Frank Kawelovski)

1952. Die Turnhalle der Polizeischule (Quelle: Michael Zech; Sammlung Frank Kawelovski)


1952. Hundertschaft auf dem Sportplatz angetreten (Quelle: Michael Zech; Sammlung Frank Kawelovski)


1960. Schutzpolizeidirektor Emil Sprinz wird Leiter der Landespolizeischulel "Carl Severing" (Quelle: Deutsche Polizei, Landesteil NRW, Heft 4/68, S. 36


Oben und unten: Um 1960. Im Unterrichtsraum (Quelle: Marion Loeger)


1961

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Bierzeitung zum Abschluss des 52. Grundlehrgangs der Polizeischule Münster im Jahr 1961 (Quelle: Thomas Pohlmann)
Abschluss Grundausbildung Münster 1961 -
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Das Heft enthält u. a. eine schonungslos humorvolle Charakterisierung aller Ausbilder, die der Lehrgang "erleiden" musste. Die Bierzeitung wurde freundlicherweise von Herrn Thomas Pohlmann zur Verfügung gestellt, dessen Vater Jürgen Pohlmann 1960/61 dem Lehrgang angehörte.


Abb. Gewehr bei Fuß. Polizeiwachtmeister Jürgen Pohlmann 1961 im Rahmen der Grundausbildung in Münster (Quelle: Thomas Pohlmann)


1962

Ca. 1962. Personalwerbeprospekt des in der Landespolizeischule angesiedelten Werbe- und Auswahldienstes der nordrhein-westfälischen Polizei. Rechts unten ist ein Streifenwagen des Typs DKS 1000 abgebildet (Quelle: Sammlung Frank Kawelovski)


1962. Übersichtsaufnahme der Liegenschaft. Am unteren Bildrand verläuft in einem leichten Linksbogen die Weseler Straße (Bild: Sammlung Frank Kawelovski)


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Zeitzeugenbericht Karl Schweitzer (1960 - 1961)
Der ehemalige Polizeibeamte Karl Schweitzer schildert in einem Zeitzeugenbericht die Erlebnisse seiner Grundausbildung, die er 1960 und 1961 an der Landespolizeischule "Carl Severing" in Münster absolviert hat.
Zeitzeugenbericht Karl Schweitzer.pdf
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