Büren - Wewelsburg


Abb. Die Wewelsburg Ende März 2023 - Die Zufahrt zum Haupttor (Quelle: Frank Kawelovski)


               Anschrift: Kreismuseum Wewelsburg, Burgwall 19, 33142 Büren-Wewelsburg

                                         Homepage: https://www.wewelsburg.de/de/

 


Burg und Gedenkstätte

 

Hoch über dem Tal der Alme thront in Büren die Wewelsburg, die zwischen 1603 und 1609 auf Veranlassung von Paderborner Bischöfen gebaut wurde. Die Renaissance-Anlage mit ihrer markanten Dreiecksform, deren Ecken jeweils von einem Burgturm abgeschlossen werden, dient heute als Kreismuseum des Landkreises Paderborn, als historisches Museum des Hochstifts Paderborn sowie als Gedenkstätte zur Erinnerung an die lokalen Aktivitäten der Nationalsozialisten, speziell der SS, sowie die unglücklichen Opfer, die das Regime an diesem Ort gefordert hat und die die Wewelsburg als Ort von Elend, Gewalt, Unterdrückung und Tod erleben mussten.

 

Die nachfolgenden Informationen sind im Wesentlichen dem Internetauftritt der Gedenkstätte entnommen:

 

SS und nationalsozialistische Polizei

 

Die SS (Schutzstaffel) war von ihrer Gründung her seit 1925 zunächst als persönliche Schutzmannschaft für Adolf Hitler und für Versammlungen der Nationalsozialisten konzipiert. Während der Zeit des sogenannten Dritten Reichs entwickelte sie sich zum einem Instrument der Unterdrückung, mit dessen Hilfe alle Missliebigen, ob Juden, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, Sinti, Roma, Kommunisten, Kirchenvertreter und viele mehr verfolgt und mundtot gemacht wurden. Die SS leistete ganz wesentliche Beiträge zum Tod von Millionen Menschen im In- und Ausland. Mit der SS zunehmend enger verbunden war im Laufe des Nationalsozialismus die deutsche Polizei. Unter dem Paradigma der Verschmelzung von Partei (NSDAP) und Staat, gab es auch eine zunehmende Personalunion zwischen SS und Polizei. Polizisten wurden SS-Angehörige und SS-Angehörige teils ohne jegliche Fachausbildung Polizeibeamte. Organisatorisch fand diese Verschmelzung ihren Niederschlag u. a. in der Ernennung eines "Reichsführers SS und Deutsche Polizei", dessen Amtsinhaber Heinrich Himmler 1936 wurde.

 

Die Burg als Versammlungsort der SS- und Polizeielite

 

Schon deutlich vor seiner Berufung in dieses Amt plante Himmler, in der Wewelsburg einen zentralen Versammlungsort für die SS zu schaffen. Zunächst als Reichsführerschule für SS-Funktionsträger angedacht, wurde die Burg gegen Ende der 1930er Jahre schließlich zu einer zentralen Versammlungsstätte für höchste SS-Offiziere und für Vereidigungsfeiern hoher SS-Ränge. Diesem besonderen Ort sollte es an Symbolik nicht mangeln. Nordische Wahrzeichen schmückten die Innenräume und der Putz wurde von den Außenwänden der Burg teilweise abgeschlagen, um dem Ganzen einen martialischen Ausdruck zu verleihen. Zu den bedeutendsten SS-Treffen auf der Wewelsburg gehörte etwa 1941 eine Versammlung Himmlers mit den höchsten Offizieren der SS, auf der die Pläne für den eine Woche später beginnenden Feldzug gegen Russland geschmiedet wurden. Teilnehmer waren u. a. Kurt Daluege, der Chef der Ordnungspolizei, Reinhard Heydrich als Chef des Reichssicherheitshauptamtes und Karl Wolff, der Stabschef von Himmler oder der als Höherer SS- und Polizeiführer für die eroberte Sowjetunion vorgesehene Friedrich Jeckeln. Eines der in der Wewelsburg ausgegebenen Ziele war die "Dezimierung der slawischen Rasse um dreißig Millionen".

 

Das Konzentrationslager Niederhagen/Wewelsburg

 

Die Planungen der Nationalsozialisten für die Wewelsburg sahen eine gigantische bauliche Erweiterung der Burganlage in einem Radius von 600 Metern vor. Für die Bauarbeiten wurde eigens ein Konzentrationslager in Wewelsburg eingerichtet (KZ Niederhagen/Wewelsburg), das organisatorisch auf einer Stufe mit den KZ Buchenwald und Sachsenhausen stand.

 

Die Arbeiten an der Burg und die Unterbringung der Menschen, die hier zur härtesten Frondiensten gezwungen wurden, fanden unter unmenschlichsten Bedingungen statt. Von den über 3.900 Häftlingen, die hierhin verbracht wurden, verstarben mehr als 1.200 an Misshandlungen, an den Arbeits- und Haftbedingungen und an willkürlicher Gewaltfreude der SS-Wachleute. Mindestens 56 Menschen wurden zudem auf dem Gelände des Lagers von der Gestapo exekutiert. Mit der Niederlage der deutschen Wehrmacht vor Stalingrad wurde in Wewelsburg ein Baustopp verfügt und das KZ bis auf ein Restkommando von 42 Leuten aufgelöst. Beim Einmarsch der amerikanischen Besatzungssoldaten im April 1945 wurde noch der Versuch unternommen, die Wewelsburg in die Luft zu sprengen. Es kam zu einem Großbrand. Die vollständige Zerstörung gelang allerdings nichtmehr. Die letzten verbliebenen KZ-Häftlinge wurden von den Amerikanern befreit.

 


Download
Das Hakenkreuzbanner über der Wewelsburg - Die Vereinnahmung der Burg durch die SS
Bürener Zeitung v. 24.1.1934.pdf
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Der vorliegende Artikel der Bürener Zeitung vom 24.1.1934 befasst sich mit der Anmietung der Wewelsburg durch die SS und die SA als Reichsführerschule. Im nationalistischen Jargon wird davon geschwärmt, dass die SS nun in Büren "Wohnung nimmt".


Eine von mehreren Opfergruppen - Die Zeugen Jehovas

 

Für den Größenwahn der Nationalsozialisten, die Wewelsburg zu einem zentralen Treffpunkt der SS- und Polizei-Eliten auszubauen, bedurfte es einer großen Zahl von Menschen, die - ohne dass ihnen noch irgendwelche Rechte oder Errungenschaften der Zivilisation zugestanden wurden - die Bauarbeiten ausführen mussten. Die Häftlinge, die hier zum Teil bis zu ihrer physischen Vernichtung schuften mussten, kamen aus unterschiedlichen sozialen Gruppen. So wurden hier nicht nur Menschen jüdischen Glaubens, sondern auch Zeugen Jevohas (unter den Nationalsozialisten als "Bibelforscher" bezeichnet), die jegliche Gewalt und damit jede Beteiligung an Kriegshandlungen ablehnten, gefangengehalten und der Zwangsarbeit unterworfen.

 

Einer dieser Zeugen Jehovas war Johannes Steyer. Sein "Verbrechen", das ihm vorgeworfen wurde, war sein Glaube. Er wurde wie viele andere Menschen seiner Glaubensgemeinschaft ins KZ gebracht und dort gefangen gehalten und mit härtester Zwangsarbeit belegt. Auch wenn seine Inhaftierung nicht im KZ Wewelsburg, sondern in Buchenwald erfolgte, so ist das, was er dort erlebte, doch auch auf das Schicksal derer übertragbar, die in Wewelsburg Gleiches erleiden mussten.

 

Johannes Steyer hinterließ einen umfangreichen Zyklus von Bildern im Stil naiver Malerei, mit deren Kreation er offensichtlich die grauenvolle Zeit im Konzentrationslager weit nach Kriegsende abarbeitete. Seine Bilder geben einen eindrucksvollen Einblick in das Leben und Leiden der Menschen, die nur aufgrund ihres Glaubens im Konzentrationslager gemartert wurden. Einige seiner Bilder werden hier gezeigt. Der gesamte Bilderzyklus war im Frühjahr 2023 Gegenstand einer Ausstellung in der Wewelsburg. Die Bilddateien wurden dem Betreiber dieser Homepage mit freundlicher Genehmigung des Archivs Zentraleuropa der Zeugen Jehovas überlassen. Herrn Wolfram Slupina, Öffentlichkeitsarbeit Jehovas Zeugen Deutschland, dem Archivleiter, Herrn Karlheinz Thielen, sowie Herrn Marcel Nau, der den Kontakt zum Archiv hergestellt hat, sei stellvertretend für alle Beteiligten gedankt.

 

(Diese Seite befindet sich noch im Aufbau. Die Geschichte des Johannes Steyer wird hier in Kürze als PDF-Dokument eingefügt).


Abb. Einlieferung ins KZ und Übergabe der Gerichtsakten (Quelle: Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa)


Abb. Die Aufnahme im KZ mit stundenlangen Schikanen (Quelle: Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa)


Abb. Stundenlanges Stehen beim Zählappell (Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa)


Abb. Gefangene im Steinbruch (Quelle: Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa)


Abb. Steine per Hand transportieren (Quelle: Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa)


Abb. Ein Wärter versetzt einem arbeitenden Häftling an einem Abgrund willkürlich einen Tritt (Quelle: Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa)


Abb. Sturz in den Tod. Ein Menschenleben findet sinnlos ein Ende (Quelle: Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa)


Abb. Mitgefangene müssen ihren toten Glaubensbruder wegtragen (Quelle: Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa)


Abb. Abends zurück ins Lager (Quelle: Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa)


Abb. SS bestraft Häftlinge (Quelle: Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa)


Abb. Selbstmord am Elektrozaun (Quelle: Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa)


Abb. Jehovas Zeugen konnten sich im Konzentrationslager Wewelsburg mit einer einzigen Unterschrift unter einem Formular, auf dem sie ihren Glauben verleugneten, vom Märtyrium der Haft freikaufen. Viele von ihnen gingen auf diese perfide Erpressung nicht ein und nahmen damit nicht nur ihren Tod in Kauf, sondern fanden ihn im KZ auch (Quelle: Besier, Gerhard; Stoklosa Katarzyna (Hrsg., 2018), Jehovas Zeugen in Europa. Geschichte und Gegenwart, Berlin, S. 412.