Polizei Essen 1900-1979 - Informationen zur Polizeigeschichte


Abb. Polizeipräsidium Essen um 1920 (Quelle: Mayza; Sammlung Frank Kawelovski)


Liebe Besucherinnen und Besucher,

auf dieser Seite werden – soweit greifbar – nach und nach Informationen zur Geschichte der Polizei in Essen eingestellt. Während all die Ereignisse, die die gesamte nordrhein-westfälische Polizei betreffen, auf meinen Unterseiten „Chronik Polizei NRW“ nachgelesen werden können, beschränke ich mich auf dieser Seite auf Informationen, die ausschließlich diese Polizeibehörde hier betreffen. Ich danke meinen Berufskollegen Jörg Schmidt, Klaus Kinas und Willi Scholz sowie den Herren Trometer und Herstell für die Unterstützung, die sie mir mit Informationen und Material für diese Unterseite geleistet haben.

 

Der Aufbau und die ständige Fortschreibung dieser Homepage sind mit einem hohen finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden. Daher freue ich mich über jegliche Form kostenloser Unterstützung durch (analoge oder digitale) Fotografien, Dokumente, Zeitungsartikel, Zeitzeugenberichte, Hinweise auf relevante Ereignisse, Orte, Personen usw., die mir zur Verfügung gestellt werden und mit denen ich ggf. Kosten und Suchaufwand sparen kann. Im Gegenzug bin ich bemüht, für alle Interessierten kostenlos Informationen zur Polizeigeschichte zur Verfügung zu stellen. Wer mich unterstützen kann, dessen Hilfe wird dankbar angenommen. Meine Kontaktdaten finden Sie im Impressum.


Möchten Sie noch mehr Informationen über die Geschichte der Essener Polizei? Dann darf ich Sie vielleicht auf mein Buch "Achtung! Hier Gruga an alle!" Die Geschichte der Essener Polizei aufmerksam machen. Dort finden Sie auf rund 500 Seiten neben umfangreichen Informationen zu allen Epochen dieser Behörde zahlreiche Fotografien und originale Dokumente aus über 200 Jahren Polizei. Nicht nur der polizei-, sondern auch der stadtgeschichtlich Interessierte wird hier auf seine Kosten kommen und viele Namen und Orte finden, die ihm bekannt sind. In einer ganzen Reihe von Zeitzeugenberichten erinnern sich Essener Polizeibeamtinnen und -beamte daran, wie sie "damals" Dienst gemacht haben. In der langen Zeit zwischen Schutzmann mit Pickelhaube und Säbel und Polizeikommissar mit Integralhelm und Taser ist viel passiert.


1900

Abb. Der Essener Hauptwachtmeister Adolf Mirus um 1900 (Quelle: Schmidt; Sammlung Frank Kawelovski)


1908

Zeitungsbericht über einen Schusswaffengebrauch gegen zwei Polizeibeamte in Essen-Frintrop, der sich am 13. Juni 1908 ereignet hat (Quelle: Die Polizei, heft 9, Juli 1908, S. 176)


1921

 

  • Am 17. März entwickeln sich am Wasserturm an der Steeler Straße Feuergefechte zwischen aufständigen Spartakisten einerseits und Polizeibeamten und Einwohnerwehrangehörigen, die sich im Wasserturm verschanzt haben, andererseits. Am Ende der Gefechte sind 11 Polizisten und 18 Angehörige der Einwohnerwehr tot.
  • Am Kopstadtplatz kommt es zu heftigen Kämpfen zwischen kommunistischen Aufständischen und der Polizei. Am Ostermontag war mit Plakatanschlägen zu einer Kundgebung auf dem Burgplatz und einem Generalstreik aufgerufen worden. Es kam tatsächlich eine große Zahl von Demonstranten zusammen, die vom Burgplatz Richtung Kopstadtplatz zogen. Als dort der Einsatzleiter der Polizei die Menge aufforderte, auseinanderzugehen und sich zu zerstreuen, wurden die Einsatzkräfte von der Menge bedrängt. Zunächst wurde seitens der Polizei drei Warnschüsse abgegeben. Als dies nicht fruchtete und die Bedrohung der Polizei durch die Menschenmassen ein immer größeres Maß annahm, kam es zu blutigen Auseinandersetzungen, bei denen 25 tote Demonstranten, fünf getötete Polizisten und zahlreiche Verletze auf dem Kopstadtplatz zurückblieben.

 

1922

  • Am 18. August wird in der Gaststätte "Zum fröhlichen Meineid" in Essen-Rüttenscheid der Essener Polizeigesangverein gegründet. Das Interesse an dem Chor, der u. a. bei Beisetzungen von Polizeibeamten eingesetzt wurde, nahm ab 1933 aufgrund hoher dienstlicher Beanspruchungen nach. Mit Beginn des 2. Weltkriegs stelle er seine Aktivitäten zunächst ganz ein.
  • An der Lührmannstraße, Ecke Norbertstraße wird auf dem Geländes des Lebensmittellagers der Fa. Krupp eine Polizeikaserne fertiggestellt. Die Hundertschaften der Essener Schutzpolizei waren bisher über diverse Schulen und Baracken im gesamten Stadtgebiet verteilt. Mit der neuen Liegenschaft an der Lührmannstraße soll diese unzweckmäßige Unterbringung, die auch zu Problemen beim Schulbetrieb geführt hat, behoben werden. Die Kaserne besteht aus vier großen Baugruppen zur Unterbringung von fünf Hundertschaften, einem Pferdestall für 66 pferde, einer Autoreparaturwerkstatt, Schuppen für Autos, Feldküchen und Motorräder, einem Lazarett sowie einer Turnhalle.

1925


Abb. Panzer der Essener Polizei um 1925 auf dem Gelände der Polizeikaserne an der Lührmannstraße (Quelle; Klaus Kinas; Sammlung Frank Kawelovski)


1929

  • Ab Juli werden in Essen zwei Notrufnummern eingeführt. Mit der 01 ist die Polizei, mit der 02 die Feuerwehr erreichbar. Für den Fall, dass es dem Anrufer nicht mehr gelingt, noch zu sprechen, sind Polizei und Feuerwehr in der Lage, den Anrufer zu ermitteln.

1930

Abb. Polizeibeamter mit Tschako um 1930. Die Szene wurde in der Essener Innenstadt aufgenommen (Quelle: Klaus Kinas; Sammlung Frank Kawelovski)


Verkehrsregelungsposten am Viehofer Platz in der Stadtmitte etwa 1930 (Quelle: Mayza; Sammlung Frank Kawelovski)


Abb. Fahndung nach einem vermissten 6-jährigen Jungen im Jahr 1930. Das Kind wurde wenig später tot aufgefunden. Es war Opfer eines Mordes geworden (Quelle: PP Essen; Sammlung Kawelovski)


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Beschwerde gegen Essener Polizei
Der vorliegende Beitrag aus der Zeitschrift "Die Polizei" aus dem Jahr 1930 befasst sich mit einer Beschwerde der Kommunistischen Partei gegen die Essener Polizei, in der vorgebracht wird, dass die Polizei mit übermäßiger Härte gegen Kommunisten vorgeht und bei der Behandlung verschiedener Parteien mit zweierlei Maß misst (Quelle: Die Polizei, Heft 2, Januar 1930, S. 44)
Beschwerde gegen Essener Polizei.pdf
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1934

  • Nachdem die Liegenschaft für die Essener Polizeihundertschaften an der Lührmannstraße/Ecke Norbertstraße zu klein geworden war und sich insgesamt als problematisch erwiesen hatte, wurde 1931 mit dem Bau einer neuen Polizeikaserne in Essen-Bredeney an der Norbertstraße auf einem Ackergelände begonnen. Der Bau wurde 1934 fertiggestellt und umfasst neben Unterbringungen für mehrere Polizeihundertschaften auch Ställe für die Reiterstaffel, Garagen für den Kraftfahrdienst, Wohnungen für Polizeibedienstete und sogar ein eigenes Polizeikrankenhaus.

Abb. Die neu errichtete Polizeikaserne in Essen-Bredeney 1934 - Blick von der unteren Fahrstraße auf das Turmgebäude der Liegenschaft (Quelle: Sammlung Frank Kawelovski)

Siehe zu dieser Liegenschaft auf dieser Homepage auch die umfangreiche Dokumentation auf der Unterseite "Virtuelles Polizeimuseum - ehemalige Polizeischule Essen".


1940

1940. Angehörige eines Essener Polizeibataillons im kriegszerstörten Rotterdam (Quelle: Trometer; Sammlung Frank Kawelovski)


Abb. Das täglich erscheinende Polizei-Nachrichtenblatt mit der Ausgabe vom 10. April 1942 (Quelle: Sammlung: Frank Kawelovski)


1945

  • 11. April: Kapitulation der Stadt. Nach dem Einmarsch amerikanischer Soldaten ins Essener Stadtgebiet kapituliert die Stadt und wird von Oberbürgermeister Dillgard an den amerikanischen General Ridgway übergeben. Das Essener Polizeiwesen liegt zu dieser Zeit am Boden. Die meisten Beamten haben sich vor dem amerikanischen Einmarsch aus der Stadt abgesetzt, Präsidium und Polizeiwachen sind zerstört oder menschenleer, der letzte Polizeipräsident der Nationalsozialisten Henze hat seine Männer im Stich gelassen und ost untergetaucht. Die Amerikaner treffen im Stadtgebiet gerade einmal 450 von ursprünglich 1670 Polizeibeamten an. Noch vor der Kapitulation war bereits der Polizeimajor Richard Bergau am 9. April zum Chef der Essener Polizei bestimmt worden (Anm.: Die Bezeichnung „Polizeipräsident“ war zu dieser Zeit von der Militärregierung nicht zugelassen). Bergau war gelernter Landwirt und 1919 in die Polizei eingetreten. Von den Nationalsozialisten wurde er trotz seiner Mitgliedschaft in der NSDAP 1933 entlassen, 1940 allerdings wieder eingestellt.
  • April: Die nach Essen einmarschierten Amerikaner setzen noch vor dem offiziellen Kriegsende einen Chef der Polizei ein (der Begriff „Polizeipräsident“ war nicht mehr erlaubt). Die Wahl war auf den 1891 im ostpreußischen Darkehnen geborenen Polizeimajor Richard Bergau gefallen. Der gelernte Landwirt war 1919 in die Sicherheitspolizei eingetreten. Bergau, der schnell Karriere machte und schon 1931 Hauptmann der Schutzpolizei wurde, wurde 1934 von den Nationalsozialisten aus beamtenrechtlichen Gründen entlassen und 1940 wieder eingestellt.

  • 1. Mai: Rückkehr vieler Polizeibeamten. Schon nach kurzer Zeit kehren zahlreiche Polizeibeamte in die Stadt zurück. Anfang Mai führt der Verwaltungsbericht der Stadt Essen bereits 1358 Schutzpolizei- und 43 Kriminalbeamte auf.

  • 4. September: Der Chef der Polizei Richard Bergau, wird nach nur fünf Monaten Amtszeit aufgrund seiner Zugehörigkeit zur NSDAP von der britischen Militärregierung entlassen. In einem anonymen Schreiben an die Stadtverwaltung hatte jemand darauf aufmerksam gemacht, dass Bergau ein „ergebener Parteigänger“ gewesen sei. Auch wurde darin erklärt, dass Bergau das „gesamte Nazi-Offizierskorps“ wieder in der Polizei untergebracht habe. Bergau verstirbt am 7. September 1970 in Bedburg-Hau..

    Nachfolger von Richard Bergau als Chef der Polizei wird Emil Neitzel. 1889 in Kordeshagen in Pommern geboren kämpft er noch im 1. Weltkrieg als Soldat u. a. in Verdun und in Reims mit. 1920 wechselt er als Leutnant zur Polizei. Neitzel, der nach Borbeck zieht, macht bei der Essener Polizei Karriere und wird bereits 1927 Hauptmann. Aus Sicht der Nationalsozialisten ist er „politisch nicht in Ordnung“, so dass er 1933 entlassen wird. Er schlägt sich beruflich danach auf dem Bauernhof seiner Familie und später als Luftschutzleiter einer Fabrik in Oschersleben durch. Die Alliierten vertrauen Neitzel nach Kriegsende und verleihen ihm deshalb das Amt des Chefs der Polizei.

    Im Schloss Borbeck  wird eine Polizeihundabteilung eingerichtet, die sowohl eine Polizeihundeschule wie auch eine Zuchtanstalt für Polizeihunde unterhält. Die Schulung und die Zucht werden – als das Polizeihundewesen 1947 zentral nach Düsseldorf verlegt wird – wieder geschlossen. Essen behält aber eine Polizeihundabteilung, die im Februar 1948 in den Stadtwald umzieht.

  • 10. Dezember: Die ehemalige staatliche Polizei der Nationalsozialisten wird offiziell aufgelöst, die Beamten und Angestellten der Polizei in die Stadtverwaltung überführt.

  • Die Militärregierung stellt im Winter 1945/46 eine so genannte „Kohlenpolizei“ auf. Aufgrund der massenhaften Diebstähle von Kohle durch die frierende Bevölkerung sollen Güterzüge und Kohlenhalden geschützt werden. Für die Kohlenpolizei werden Polizeibewerber verwendet, die nach den geltenden Einstellungskriterien zu klein oder zu alt sind. Die Beamten stehen auch in Essen zum Schutz der Kohle an den Eingängen von Zechen Posten oder gehen auf den Zechen- und Bahngeländen Streife.


Abb. Das kriegszerstörte Polizeipräsidium - hier der Flügel an der Hufelandstraße - in der zweiten Jahreshälfte 1945. Der Wiederaufbau hat bereits begonnen (Quelle: PP Essen; Sammlung Frank Kawelovski)


1946

Abb. In 23 Polizeireviere gliederte sich das Stadtgebiet von Essen 1946 (Quelle: PP Essen; Sammlung Frank Kawelovski)


1947

Abb. Um 1947. Verkehrsregelungsposten an der Rüttenscheider Straße/Kreuzung Hohenzollernstraße (Quelle: Herstell; Sammlung Frank Kawelovski)


1951

  • Die Aufstellung einer Bereitschaftspolizei wird beschlossen. Danach sollen in vier Abteilungen (Wuppertal, Essen, Linnich und Bork) 2724 Beamte in Hundertschaften Dienst verrichten. Eine Abteilung der Bereitschaftspolizei soll aus je vier Hundertschaften bestehen, die sich in jeweils drei Züge – und diese wiederum in drei Gruppen – gliedern sollen. Die Bewaffnungsordnung sieht vor, dass jede Abteilung 27 Maschinengewehre, 30 Maschinenpistolen, einen Wasserwerfer sowie Karabiner und Pistolen erhalten soll. Die Abteilungen sollen zudem mit Volkswagen, mit geländegängigen Lastwagen und mit Motorrädern ausgestattet werden. Am 1.10.51 sollen bereits die ersten 150 Beamten in ihre Abteilung, das umgebaute Lehrerseminar der Stadt Linnich, einziehen.
  • 19. Mai: Die SK-Polizei Essen richtet auf Weisung des Innenministers die ersten Polizei-Landesmeisterschaften im Reiten nach dem Krieg aus. Die Veranstaltung mit zahlreichen Polizeireitern aus ganz NRW wird von Innenminister Flecken und dem Essener Oberbürgermeister Toussaint im Rathaus der Stadt feierlich eröffnet. Die Reitwettbewerbe finden im Kruppwald und auf dem Turnierplatz des Vereins für Reitsport statt.

Abb. 1951. Einer der ersten Kradfahrer der neu gegründeten Bereitschaftspolizei in Essen. Die Alliierten hatten den Aufbau großer Polizeiverbände erst in diesem Jahr wieder zugelassen. Das Foto wurde auf dem Gelände der Krayer Kaserne gefertigt. Dort war die Essener Hundertschaft zunächst untergebracht (Quelle: Willi Scholz; Sammlung Frank Kawelovski)


1952

 

  • Die zwischenzeitlich eingerichtete Essener Bereitschaftspolizeihundertschaft verlegt ihren Sitz vom Polizeipräsidium, in dem die 120 Beamten unter sehr beengten Verhältnissen in dem teilzerstörten Gebäudeblock an der Virchowstraße untergebracht waren, in die ehemalige Polizeikaserne an der Norbertstraße.
  • 11. Mai: Bei einer Protestkundgebung der kommunistischen Jugendorganisation „Freie Deutsche Jugend“ (FDJ), an der 30.000 Menschen teilnehmen, wird ein junger Teilnehmer vor der Gruga-Halle in Essen von Beamten einer Einsatzhundertschaft erschossen, nachdem einige junge Leute mit Steinwürfen gegen die Beamten begonnen haben.

1953

 

  • Der Jurist Dr. Heinrich Eweler wird neuer Chef der Essener Kriminalpolizei. Der in Dortmund geborene Eweler hat den Beruf des Kriminalbeamten von Grund auf gelernt und u. a. in Berlin Erfahrungen als Einbruchssachbearbeiter sammeln können.

 


Abb. Die Einsatzleitstelle um 1953 (Quelle: PP Essen)


1954

  • Der Essener Polizeibeamte Wilhelm Montag nimmt im Vierer ohne Steuermann an den olympischen Spielen in Melbourne teil.

1955

  • Die Essener Kriminalpolizei kann den „Fahrradmarder“ Horst Manzke überführen. Manzke können für die Zeit von Ende 1954 bis Juli 1955 insgesamt 160 Fahrraddiebstähle in Städten des Ruhrgebiets nachgewiesen. Er hatte vornehmlich neuwertige Fahrräder in Wert von 150 – 200 DM gestohlen und konnte sich von dem Erlös sogar einen eigenen Kraftwagen leisten. Manzke wird vom Landgericht Essen zur vier Jahren Zuchthaus verurteilt.
  • Das Dienstgebäude des Postens der Wasserschutzpolizei in Essen-Werden wird fertig gestellt.

1956

  • Die Polizeischule für Technik in Essen wird nun als „Landespolizeischule für Technik und Verkehr“ zu einer eigenständigen Einrichtung. Die Schule erhält die Aufgabe, die Polizeivollzugsbeamten des Landes im Verkehrs-, Kraftfahr-, Fermmelde-, Sanitäts-, Waffen- und Gerätewesen aus- bzw. weiterzubilden. Zudem wird der Schule die Fernmeldezentralwerkstatt und die Werbe- und Auswahlstelle für den polizeilichen Nachwuchs unterstellt.
  • Am 1. September eröffnet Ministerpräsident Steinhoff in Essen, in der Ausstellungshalle 4 der Gruga die Internationale Polizeiausstellung (IPA). Neben den Polizeien aller deutschen Länder beteiligen sich 18 ausländische Staaten, das Rote Kreuz, das Bundeskriminalamt, der Zoll und das Bewachungsgewerbe. Auf 60.000 qm präsentieren die Aussteller ihre Arbeit. Die mehrere Tage andauernde Ausstellung zieht 374.000 Besucher an.

Abb. Internationale Polizeiausstellung Essen 1956. Eine Sammlung von Polizeifahrzeugen auf dem Messegelände (Quelle: Graf; Sammlung Frank Kawelovski)


Abb. Eines der zahllosen Schaustücke auf der großen Polizeiausstellung 1956. Eine Stellwand mit Uniformabbildungen verschiedener Epochen (Quelle: Graf; Sammlung Frank Kawelovski)


1957

  • 17. Juli: Im Essener Haus der Technik wird der erste große Dokumentarfilm über die deutsche Polizei vorgeführt. In dem 50-minütigen Film wird zum einen Teil die Internationale Polizeiausstellung gezeigt, die im Vorjahr in Essen durchgeführt worden war. Zum anderen werden die unterschiedlichsten polizeilichen Tätigkeiten, vom Streifendienst, über die Wasserschutzpolizei bis zum Einsatz der Gebirgspolizei in den bayrischen Gletschern gezeigt. Gefilmt wurden keine Schauspieler sondern Polizeibeamte bei ihrer Arbeit. Der Film endet mit einer abendlichen Fußstreife und den Worten des Kommentators: „Er ist einer von Tausenden, die in den Städten und auf dem Lande Dienst tun. Sein Name erscheint wohl nie in den Zeitungen. Kriminalromane hat er nie erlebt. Er ist das kleinste Rädchen im Getriebe des großen Polizeiapparats – der äußerste Vorposten im Kampf des Guten gegen das Böse – und alle Rädchen drehen sich in einem genau berechenbaren Rhythmus“. Die Ur-Aufführung des Films wird vom Essener Polizeimusikkorps begleitet.
  • An der Landespolizeischule für Technik und Verkehr in Essen werden erstmalig Lehrgänge für Puppenführer angeboten. In ganz NRW bilden sich seit 1952 sukzessive mobile Polizeipuppenbühnen für die Verkehrserziehung von Kindern.

1959

  • Juli: Paul Sennefelder, bisher Leiter der Schutzpolizei in Essen, wird neuer Leiter der Landespolizeischule für Technik und Verkehr.

1960

  • 29. Juni: Großeinsatz für die Essener Polizei: Der Argentinische Präsident Frondizi und seine Gattin treffen mit einer großen Delegation aus 81 Ministern, Militärangehörigen und Abgeordneten in Essen ein, um Geschäftsverhandlungen mit den Firmen Krupp und Ferrostahl in Essen zu führen. Die Staatsgäste werden mit 15 BMW-Limousinen und zwei Bussen vom Essener Hauptbahnhof abgeholt und von der Polizei zu den Verhandlungsorten eskortiert.
  • 22. Juli: Staatsbesuch: Der thailändische König Bhumibol weilt zu einem Besuch in Essen. Die Essener Polizei eskortiert die aus 30 Fahrzeugen bestehende königliche Kolonne der Staatsgäste zur Firma Krupp.
  • Dezember: Die ersten zehn Bewerber für die Tätigkeit als Hubschrauberführer in der geplanten Hubschrauberstaffel der Polizei unterziehen sich in der Landespolizeischule Essen einem Auswahlverfahren. Fünf von ihnen werden für weitere Prüfungen ausgewählt, die sie bei der Hubschrauberflugbereitschaft des Bundesgrenzschutzes absolvieren müssen.
  • Der Essener Polizeibeamte Mathias Schießleder wird Judo-Europameister.

  • Paul Sennefelder scheidet nach knapp einem Jahr wieder als Leiter der Landespolizeischule für Technik und Verkehr in Essen aus und wird nachfolgend Leiter der Schutzpolizei in Aachen.

 


Abb. Um 1960 - Ein Streifenwagen der Marke DKW auf dem Vorplatz der Präsidiumsgaragen an der Virchowstraße (Quelle: PP Essen; Sammlung Frank Kawelovski)


Abb. Nur kurze Zeit im Amt. Dr. Heinrich Hagemeyer stand der Behörde von März 1960 bis zu seiner Pensionierung 1962 als Polizeipräsident vor. Der gebürtige Kölner hatte als junger Mann zunächst eine Banklehre abgeschlossen und war in Wuppertal Bankbeamter geworden. Nachdem er ein juristischen Studium aufgenommen und abgeschlossen hatte, arbeitete er nach dem Krieg zunächst als Dezernent bei der Bezirksregierung Düsseldorf und wurde nachfolgend als Vizepräsident zur Bezirkregierung Aachen ernannt. Nach Eintritt in den Ruhestand als Essener Polizeipräsident am 30. April 1962 ließ er sich in Düsseldorf als Rechtsanwalt nieder.


1961

  • Der Essener Polizeihauptmeister Gelsen wird 1961 zusammen mit zwei Beamten aus Detmold und Düsseldorf Deutscher Polizeimannschaftsmeister im Schießen mit der Scheibenpistole.
  • Polizeihauptwachtmeister Mathias Schießleder wird Deutscher Judomeister.
  • 10. Dezember: Tödlicher Unfall mit Polizeibeamtem: Der 47-jährige Polizeimeister Erich Boecker wird in der Essener Innenstadt von einem betrunkenen Autofahrer angefahren. Boecker stirbt einige Tage später an seinen schweren Verletzungen. Sein Streifenkollege war bei dem Unfall ebenfalls schwer verletzt worden. Über 1000 Polizeibeamte geben Böcker  auf dem Südwestfriedhof das letzte Geleit.

1962

  • 23. Februar: Die Essener Polizei hat einen Staatsbesuch zu beschützen. Der Kaiserliche Iranische Ministerpräsident Dr. Ali Amini besucht mit seiner Gattin und einer größeren Delegation die Kunstausstellung „7000 Jahre Kunst in Iran“ in der Villa Hügel.
  • 31. März: Vermisstenfall / Mord: Der 8-jährige Schüler Klaus Jung geht mit seiner 11-jährigen Schwester in Essen zur Kirmes am Ribbeckplatz. Im Laufe des Nachmittags trennt der Junge sich von seiner Schwester, weil er noch einen Schulfreund besuchen will. Seitdem fehlt von ihm jede Spur. Jahre später soll sich herausstellen, dass er ein Opfer des Kinderserienmörders Jürgen Bartsch geworden ist.
  • 16. Juli: Der neue Essener Polizeipräsident, Hans Kirchhoff, wird in sein Amt eingeführt. Der 1913 in Bochum geborene Kirchhoff hat eine Ausbildung als Verwaltungsbeamter absolviert und war danach viele Jahre in der Ruhrknappschaft in Bochum tätig. Im 2. Weltkrieg hatte er als Panzerfunker in Frankreich, Polen und Russland gedient. Von 1950 bis 1954 gehörte er dem nordrhein-westfälischen Landtag an und arbeitet u. a. an dem neuen Polizeiorganisationsgesetz mit. Vor seiner Amtseinführung in Essen war Kirchhoff Leiter der Wasserschutzpolizeidirektion in NRW.
  • 19. – 23. Juli: Großeinsatz: Die Essener Polizei leitet den Einsatz zum 15. Deutschen Sängerbundesfest in Essen. Zu der Veranstaltung werden rund 150.000 Teilnehmer sowie 700.000 Zuschauer erwartet. Polizeieinheiten aus dem ganzen Ruhrgebiet unterstützen die Essener Beamten.
  • 30. September: Der Leiter der Landespolizeischule für Technik und Verkehr in Essen, Polizeioberrat Heinz Staeck, wird in den Ruhestand verabschiedet.
  • 30. Oktober: Der Leiter der Essener Kriminalpolizei, Dr. Heinrich Eweler, geht in den Ruhestand. Eweler hat das Amt des höchsten Kripo-Beamten auf den Tag genau neun Jahre inne. Zu den größten Erfolgen, die unter der Führung des studierten Juristen zu verbuchen waren, gehörten die Überführung der Schäfer-Bande, die die Sparkasse in Essen-West beraubt hatte sowie die Überführung der Sandeck-Bande und der Moczadlo-Bande, die jahrelang in Essen Straftaten begangen hatten.

Abb. Ab 1962 amtierte Hans Kirchhoff als Essener Polizeipräsident. Kirchoff war am 25. Juni 1913 in Bochum geboren. 1928 bis 1954 war er zunächst Verwaltungsangestellter bei der Ruhrknappschaft in Bochum. In den 1930er Jahren studierte er an der Veraltungsakademie in Bochum, war als Panzerfunker einer Panzerdivision im 2. Weltkrieg in Frankreich, Polen und Rußland eingesetzt und gehörte ab 1950 dem nordrhein-westfälischen Landtag an. Vor seiner Ernennung zum Essener Polizeipräsidenten hatte er acht Jahre lang als Direktor die Wasserschutzpolizei in Duisburg geleitet.


1963

  • Polizeioberrat Albert Burgdorf wird zum neuen Leiter der Landespolizeischule für Technik und Verkehr in Essen ernannt. Er tritt die Nachfolge von Polizeioberrat Heinz Staeck an. Burgdorf ist 1910 in Trier geboren und 1931 in die Ordnungspolizei Hamburg eingetreten. Bis zum Kriegsende diente er als Batteriechef und Abteilungskommandeur in der Flak-Artillerie. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft trat er Ende 1945 in den Polizeidienst des Landes Braunschweig ein. Vor seiner Versetzung zur Landespolizeischule in Essen war er Leiter der Schutzpolizei bei der Landespolizeibehörde Arnsberg.
  • 1./2. Februar: In der Grugahalle in Essen findet eine große Sport- und Musikschau der Essener Polizei statt. Neben Polizeimusikkorps aus Dortmund, Düsseldorf und Essen treten auch Musikkorps des Bundesgrenzschutzes sowie britische und amerikanische Armeeorchester auf.
  • 4. Juli: Sexualmord an Kind: Die 7-jährige Schülerin Christine Lochner, die seit dem Vortag aus der Straße Hesselbruch in Essen-Borbeck vermisst wird, wird auf einem Zechengelände, nahe ihrer elterlichen Wohnung erdrosselt aufgefunden. Christine ist nach ersten Feststellungen Opfer eines Sexualmordes geworden.
  • Juli: Die Essener Polizei hat über die größte Wettkampfveranstaltung der Welt zu wachen. Zum „Deutschen Turnfest 1963“ strömen neben 30.000 aktiven Turnern und 3.000 Kampfrichtern unzählige Zuschauer. An der Großveranstaltung, an der auch zahlreiche Turner aus den Reihen der nordrhein-westfälischen Polizei teilnehmen, hält Bundespräsident Heinrich Lübke die Abschlussrede.
  • 5. – 21. Juli: Großeinsatz: Die Essener Polizei kümmert sich gemeinsam mit starken Polizeikräften aus ganz Nordrhein-Westfalen um das „Deutsche Turnfest“ in Essen. Zu dem Fest werden alleine 50.000 Teilnehmer sowie eine große Zahl von Besuchern erwartet.
  • Der Essener Pfarrer Heinz Steinbach wird zum neuen hauptamtlichen Landespfarrer für Polizeiseelsorge ernannt. Er tritt die Nachfolge von Pfarrer Walter Glöckner aus Düsseldorf an.
  • 11. September: Der Leiter der Essener Schutzpolizei, Hermann Achterberg, verstirbt ganz überraschend im Alter von 53 Jahren an einem Herzinfarkt. Er hatte um 14.30 h noch an einer Besprechung mit dem Polizeipräsidenten und der Staatsanwaltschaft Essen teilnehmen wollen, klagte aber dann über Unwohlsein. Auch eine sofortige ärztliche Behandlung in den Essener Krankenanstalten konnte sein Leben nicht mehr retten.  Achterberg wird eine Woche später unter dem Geleit zweier Ehrenzüge der Polizei  und des Polizeimusikkorps auf dem Südwestfriedhof (Ehrenfriedhof) beigesetzt.
  • 6. November: Der neue Chef der Essener Schutzpolizei, der 49-jährige Schutzpolizeidirektor Helmut Reininghaus, wird von Polizeipräsident Kirchhoff in sein Amt eingeführt. Dem neuen Schupo-Chef unterstehen in Essen 1211 uniformierte Beamte. Reininghaus vor seinem Amtsantritt in Essen Chef des Lehr- und Führungsstabes der Bereitschaftspolizei in Bork. Er ist 1936 in die Dortmunder Polizei eingetreten und war ein guter Freund seines verstorbenen Vorgängers Hermann Achterberg.

1964

  • Polizeibeamte als Spitzensportler. Polizeioberwachtmeister Pfaff vom PP Essen wird Deutscher Meister des Jahres 1964 im Judo-Mittelgewicht. Außerdem gewinnt er in dieser Disziplin auch die Deutsche Polizeimeisterschaft.

1965

  • In Essen wird an der Landespolizeischule für Technik und Verkehr eine Film- und Bildstelle der Polizei eingerichtet. Aufgrund der hohen Kosten, die die durch externe Produktionsgesellschaften gedrehten Lehrfilme kosten, hatte man sich entschlossen, innerhalb der Polizei nun eigene Filme zu drehen und an die Polizeidienststellen zu verleihen. Die erste polizeieigene Produktion ist der Film „Das harmlose Liebespaar“, in dem die Sicherung der Polizeibeamten beim Einschreiten beschrieben wird. Es folgen zahlreiche weitere Filme für die Nachwuchswerbung sowie kriminalistische und einsatztaktische Themen. Aber auch Filme für optische Raumschießanlagen werden gedreht.
  • 29. April – 17. Oktober: Die Bundesgartenschau in Essen bringt für die Essener Polizei und zahlreiche Unterstützungskräfte aus ganz Nordrhein-Westfalen sowie den Bundesgrenzschutz  einen Großeinsatz mit sich. Acht Millionen Zuschauer werden für die Dauer der Veranstaltung in Essen erwartet.
  • 8. Mai: Vermisstenfall / Mord: Der 12-jährige Manfred Grassmann wird bei der Essener Polizei vermisst gemeldet. Er war zuletzt auf dem Kirmesplatz in Essen-Schonnebeck gesehen worden. Die Suche nach dem Jungen und die Ermittlungen verlaufen zunächst im Sande. Erst einen Monat später wird seine Leiche in einem Langenberger Luftschutzstollen gefunden. Er war – genauso wie drei andere Jungen zuvor – Opfer des Kinderserienmörders Jürgen Bartsch geworden.

 


Abb. Zeitschrifteninserat zu einem Treffen ehemaliger Polizeibeamter aus der Polizeikaserne Lührmannstraße. Die Teilnehmer wären, wenn sie noch lebten, heute gefragte Zeitzeugen (Quelle: Sammlung Frank Kawelovski)


1966

 

  • 21. Juni: Der Langenberger Serienmörder Jürgen Bartsch wird von der Polizei festgenommen und inhaftiert. Bartsch hatte in der Zeit von 1962 bis 1966 nach und nach vier Jungen im Alter von 8 – 13 Jahren in einen Luftschutzbunker gelockt, dort gequält und grausam getötet. Die Polizei kommt dem zur Festnahmezeit 19-jährigen Pädophilen auf die Spur, nachdem es einem fünften Opfer gelungen ist, aus dem Bunker zu fliehen und die Polizei zu verständigen. Bartsch wird 1967 zu lebenslanger Haft verurteil, verstirbt allerdings 1976 nach einem Narkoseunfall im Rahmen seiner Kastration. Die Essener Kriminalpolizei richtete 1966 unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Erich Lorenz eine 25-köpfige Mordkommission ein, nachdem ein Zusammenhang zwischen mehreren der Taten vermutet worden war. Bei den Ermittlungen wurde auch stark auf die Möglichkeiten der Öffentlichkeitsfahndung gesetzt worden. So fuhr etwa wenige Tage vor der Festnahme von Bartsch ein Lautsprecherwagen der Polizei in der Halbzeitpause des Spiels Rot-Weiß-Essen gegen Saarbrücken durch das Georg-Melches-Stadion in Essen. Auf das Fahrzeug waren überlebensgroße Fotos der vermissten Kinder montiert. Zudem verteilten 30 Schutzpolizei- und Kriminalbeamte 26.000 Handzettel und den Schlachtenbummlern.

1967

 

  • Polizeiobermeister Krüger, Polizei Essen, erzielt in Posen 1967 den Deutschen Polizeirekord im Laufen über 200 m. Er läuft die Strecke in 21,0 Sekunden.

1968

 

  • 11. April: Blockade des Springer-Verlagshauses in Essen: Nach dem Attentat auf den Studentenführer Rudi Dutschke in Berlin kommt es auch in Essen zu Krawallen durch Schüler und Studenten. Rund 2.000 bis 2.500 Demonstranten belagern das Verlagshaus der Bild-Zeitung und verhindern die Auslieferung der frisch gedruckten Zeitungen. Die Demonstranten bauen Barrikaden und stecken diese in Brand. Die Polizei ist zunächst zahlenmäßig stark unterlegen und kann über mehrere Stunden die Blockade des Pressehauses nicht verhindern. Erst unter Einsatz mehrerer Hundertschaften, die aus ganz Nordrhein-Westfalen zusammengezogen werden müssen, gelingt es schließlich, die Blockade unter Einsatz von Wasserwerfern aufzuheben.
  • Im Rahmen eines internationalen Sportfestes in Zürich läuft der Essener Polizeimeister Edgar Krüger mit 20,8 Sekunden auf 200 m einen neuen deutschen und europäischen Polizeirekord.
  • Der von der Polizei betreute Schulverkehrsgarten (später: Jugendverkehrsschule) an der Grillostraße in Essen kommt nun ohne lärmende Lautsprecher aus, die über den ganzen Platz schallen, um die übenden Schulkinder zu unterweisen. Ab sofort sind die Go-Karts und Fahrräder mit eigenen Lautsprechern ausgestattet, mit denen die übungsleitenden Polizeibeamten die Kinder direkt ansprechen können.

 


Abb. Fahndungsplakat zu einem Aufsehen erregenden Kriminalfall, der die Essener Stadtgesellschaft 1968 schockierte. Drei männliche Angehörige der bekannten Bäckereifamilie Litt waren in Rüttenscheid durch einen unbekannten Täter erschossen worden (Quelle: PP Essen; Sammlung Frank Kawelovski)


1970

 

  • Vornehme Unterkunft für Bereitschaftspolizei. Das Land schließt einen Pachtvertrag für das Schloss Schellenberg in Essen ab. Der malerisch gelegene Adelssitz aus dem 12. Jahrhundert soll als Unterkunft und Ausbildungsstätte für die Bereitschaftspolizei dienen, die einen erhöhten Platzbedarf hat. Bis Mitte der 80er Jahre werden dort 3.020 Polizeibeamte ausgebildet werden.

 


Abb. Frühe 70er Jahre. Kradstreife mit BMW-Motorrad am Ausgang des B1-Tunnels in der Essener Innenstadt (Quelle: Siegfried Scholz)


1971

  • Der Leiter der Landespolizeischule für Technik und Verkehr in Essen, Albert Burgdorf, geht in den Ruhestand.
  • Das Polizeipräsidium Essen ist der Ausrichter der 12. Deutschen Polizeimeisterschaften in der Leichtathletik. 200 Polizeisportler aus zehn Bundesländern und dem Bundesgrenzschutz sind für 24 Meisterschaftstitel gemeldet. Einige der Siege werden durch nordrhein-westfälische Polizisten errungen. Sieger im 100-Meterlauf wird der Essener Manfred Knickenberg mit einer Zeit von 10,7 Sekunden. Dieter Brand von der KPB Lippstadt wird beim 10.000-Meterlauf Sieger und erreicht das Ziel in einer Zeit von 29:06 Minuten Einen Doppelsieg im Stabhochsprung boten Dietmar Coss, BPA III (Wuppertal) und Meinhart Kloss, BPA II (Bochum).
  • Polizeiinterner Erwerb der Fachhochschulreife: Die Landespolizeischule für Technik und Verkehr in Essen bietet Polizeibeamten erstmalig an, die Fachhochschulreife bei der Polizei nachzuholen. Der erste Lehrgang beginnt noch 1971 mit 24 Freiwilligen. Die Beamten, deren Schulzeit teilweise schon mehr als 15 Jahre zurückliegt werden in Fächern wie Mathematik, Physik, einer Fremdsprache und auch in geisteswissenschaftlichen Fächern unterrichtet.
  • 29. November: Entführung. Der Essener Lebensmittelhändler Theo Albrecht, Miteigentümer der ALDI-Märkte, wird auf seiner abendlichen Heimfahrt vom Firmensitz in Herten zu seinem Haus in Essen entführt. Die Entführer verlangen 7 Millionen Mark Lösegeld. Nach 17 Tagen kommt Albrecht endlich frei. Der Essener Kardinal Hengsbach, der an der Polizei vorbei Kontakt mit den Entführern hatte, übergibt das Lösegeld und übernimmt den Entführten. Als Entführer werden von der Essener Kripo schließlich der Tresorknacker Paul Kron und der 47jährige Düsseldorfer Rechtsanwalt Heinz-Joachim Ollenburg ermittelt. Beide werden festgenommen. Etwa die Hälfte der Beute soll nie mehr auftauchen, der Rest wird in Wäldern bei Ratingen und im Kreis Recklinghausen in Plastiktüten verpackt und vergraben von den Ermittlern aufgefunden.

1973

  • In der Essener Gruga-Halle werden die 1.400 Polizeibeamten des letzten Einstellungsjahrgangs im Beisein von Innenminister Weyer vereidigt.

1974

  • 24. März: Auf die ITT-Niederlassung in Essen wird ein Brandanschlag verübt. Die Tat wird Linksterroristen zugerechnet.
  • Mai: Fritz Seidler wird zum neuen Leiter der Landespolizeischule für Technik und Verkehr in Essen und zugleich zum Leitenden Polizeidirektor ernannt. Der 1920 im Kreis Altena geborene Seidler hatte im 2. Weltkrieg in der Kriegsmarine gedient und war 1945 in den Dienst der Essener Polizei eingetreten. Vor seiner Ernennung zum Polizeischulleiter war er in verantwortlicher Position in der Gelsenkirchener Polizei gewesen. Seidler tritt die Nachfolge von Leitendem Schutzpolizeidirektor Wilhelm Imhof an, der die Leitung der Schule 1971 übernommen hatte und nun in den Ruhestand gegangen ist.
  • Das Land beschafft für zunächst sechs Kreispolizeibehörden Fernsehaufnahme- und Übertragungswagen. Die mit Aufnahme- und Aufzeichnungsgeräten ausgestatteten Fahrzeuge, die nach Bielefeld, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Essen und Köln ausgeliefert werden, können über eine Kamera, die auf einem drehbaren Mast montiert ist, und einen Bildsender Filmaufnahmen an Empfangseinrichtungen in den jeweiligen Polizeipräsidien übertragen. Kostenpunkt für jedes Fahrzeug: 100.000,- DM. Die Fahrzeuge sollen mit ihren Filmaufnahmen den Einsatzleitungen Lagebeurteilungen ermöglichen und Dokumentarmaterial produzieren. Auch die beiden Hubschrauberstaffeln werden mit je einer Fernsehaufnahme- und Übertragungsanlage ausgestattet.

1975

  • Die Personalstärke für die Polizei Essen beträgt im Jahr 1975 insgesamt 1.596 Polizeivollzugsbeamte, nämlich 1.305 Beamte der Schutz- und 291 Beamte der Kriminalpolizei.
  • Essen verfügt 1975 über eine Polizeidichte von 1:426 (ein Polizeibeamter auf 426 Bürger) Die Polizeidichte ist in Nordrhein-Westfalen sehr ungleich verteilt. Während der PP Düsseldorf das günstigste Verhältnis von 1:377 hat, sieht es in der Oberkreisdirektion Neuss besonders schlecht aus. Hier beträgt das Verhältnis 1:1072.

Abb. Mitte der 70er Jahre. Polizeiobermeister Siegfried Scholz Mitte der 70er Jahre in der Einsatzleitstelle der Essener Polizei (Quelle: Siegfried Scholz; Sammlung Kawelovski)


1976

 

  • 4. April: In der Essener Grugahalle ziehen die Polizeimusikkorps aus Dortmund, Köln und Essen sowie das Luftwaffenmusikkorps III aus Münster unter der Gesamtleitung von Polizeihauptkommissar Günter Eggert 7452 Zuschauer in den Bann. Die Nachfrage nach Eintrittskarten ist so groß, dass viele Musikfreunde abgewiesen werden müssen.

1978

 

  • August: Der Jurist Dr. Max Bloser wird neuer Polizeipräsident in Essen.

1979

 

  • Polizeihauptwachtmeister Klaus Bolbrock vom PP Essen wird in der Disziplin „Freie Pistole“ Polizeieuropameister mit der Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland sowie Deutscher Polizeimeister mit der Auswahl des Landes NRW.
  • Das neue Dienstgebäude des Schutzbereichs V (Steele) am Ruhrbruchshof in Essen-Steele wird eröffnet.

 


Abb. Die neue Polizeiwache des Schutzbereichs V am Ruhrbruchshof (Quelle: PP Essen; Sammlung Frank Kawelovski)


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