Polizei Bonn - Informationen zur Polizeigeschichte
Abb. Staatsbesuch des Schah von Persien 1967 in Bonn. Die Motorradeskorte der Bonner Polizei steht zur Abfahrt bereit (Quelle: Pünder)
Liebe Besucherinnen und
Besucher,
auf dieser Seite werden –
soweit greifbar – nach und nach Informationen zur Geschichte der Polizei in Bonn eingestellt. Während all die Ereignisse, die die gesamte nordrhein-westfälische Polizei betreffen, auf meinen
Unterseiten „Chronik Polizei NRW“ nachgelesen werden können, beschränke ich mich auf dieser Seite auf Informationen, die ausschließlich diese Polizeibehörde hier betreffen. Ich danke
meinen Berufskollegen Herrn Pünder, Michael Zech und Erik Hesse sowie Herrn Josef Roth und Frau Ingrid Länger-Fuss für die Unterstützung, die sie mir mit Informationen und Material für diese
Unterseite geleistet haben.
Der Aufbau und die
ständige Fortschreibung dieser Homepage sind mit einem hohen finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden. Daher freue ich mich über jegliche Form kostenloser Unterstützung durch (analoge
oder digitale) Fotografien, Dokumente, Zeitungsartikel, Zeitzeugenberichte, Hinweise auf relevante Ereignisse, Orte, Personen usw., die mir zur Verfügung gestellt werden und mit denen ich
ggf. Kosten und Suchaufwand sparen kann. Im Gegenzug bin ich bemüht, für alle Interessierten kostenlos Informationen zur Polizeigeschichte zur Verfügung zu stellen. Wer mich unterstützen
kann, dessen Hilfe wird dankbar angenommen. Meine Kontaktdaten finden Sie im Impressum.
1928
Abb. Staatliche Polizeischule Bonn, um 1928 (Quelle: Sammlung Frank Kawelovski)
Abb. Lehrgruppe der Polizeischule Bonn. Die Aufnahme stammt wahrscheinlich aus den 1920er Jahren. In der zweiten Reihe, Zweiter von rechts, steht der Priester Pater
Stephanus Hilpisch, der eng mit der Bonner Polizei verbunden war (Quelle: Josef Roth)
Abb. Januar 1928. Polizeianwärter bei Übung zum Handgranatenwerfen. Venusberg in Bonn (Quelle: Sammlung Frank Kawelovski)
1947
Siegfried Timper wird unter Ernennung zum Polizeioberrat Chef der SK-Polizei in Bonn. Er hatte
dieses Amt bereits seit 1946 vertretungsweise inne gehabt.
1954
8. Juli: Neuer Polizeipräsident wird Dr. Wilhelm Tegethoff. Der 1901 im westfälischen Warburg
Geborene, war im Dritten Reich stellvertretender Polizeipräsident in Waldenburg und in Hannover. Nach dem Zusammenbruch leitete er die Polizeiabteilung im niedersächsischen Innenministerium.
Danach übte er verantwortliche Tätigkeiten im Oberversicherungsamt in Hannover und im Landessozialgericht Celle aus.
1955
Einrichtung einer Reiterstaffel in Bonn.
Die NRW-Großstädte sollen mit neuartigen Polizei-Meldeapparaten ausgestattet werden. Bei Gefahr
wird eine kleine Scheibe eingeschlagen, so dass ein Alarmknopf freigelegt wird. Durch Betätigen des Knopfes wird im Polizeirevier eine Klingel ausgelöst. Überdies können Polizeibeamte den
Apparat aufschließen und über einen darin befindliches Telefon Verstärkung anfordern. Die bisherigen Polizeimelder haben sich nicht bewährt. Sie waren mit einem Telefonhörer ausgestattet,
über den Bürger mit der Polizei telefonieren konnten. Die Hörer wurden jedoch zu häufig abmontiert und die Gerätegehäuse erwiesen sich nicht als haltbar genug. Die neuen Meldeapparate werden
zunächst in Bonn, Oberhausen und Dortmund installiert.
1958
23. Juni: Mehrere Männer unternehmen in den Abendstunden mit einem gestohlenen Pkw in Bonn und Umgebung eine Amokfahrt. Zwischen 22.40 h und 23.55 h schießen sie mit Pistolen und Gewehren durch verschiedene Wohnungsfenster, auf Passanten und entgegenkommende
Kraftfahrzeuge und schlagen zudem etliche Fenster an Häusern ein. Die Amokfahrt der Männer kostet zwei Männer das Leben.
1962
Neuer Polizeipräsidentwird der Rechts- und
Staatswissenschaftler Dr. V. Portz. Der 1911 in Vettweiß bei Düren geborene Dr. Portz hatte zuvor im Landwirtschaftsministerium, in leitender Position in bei der Bezirksregierung Koblenz und
zuletzt als Polizeipräsident von Mainz gearbeitet.
1964
Die Wasserschutzpolizei in Bonn erhält das modernste
undschnellste Polizeiboot Nordrhein-Westfalens. Die „WSP 5“ hat einen Bootskörper und Aufbauten aus Leichtmetall, ist 17 m lang, 3,60 m breit
und hat einen Tiefgang von fast 1 m. Zwei Deutz-dieselmotoren mit je 280 PS erlauben dem Boot talabwärts eine Geschwindigkeit von 48 km/h. Die WSP 5 ist mit einer Radaranlage für Fahrten bei
Nebel und unsichtigem Wetter, mit einem Echolot und mit Funk ausgerüstet.
Abb. Juli 1964. Bundespräsident Heinrich Lübke betritt die Redoute in Bad Godesberg. 4. von links mit Amtskette ist der Bürgermeister von Godesberg, rechts im Bild
salutiert Polizeikommissar Horst Länger (Quelle: Ingrid Länger-Fuss)
1965
18. – 28. Mai: Der Besuch der englischen Königin in Deutschland bringt auch für Nordrhein-Westfalen
einen der größten Polizeieinsätze seiner Landesgeschichte mit sich. In NRW hält sich die Queen u. a. in Brühl, im Schloss Augustusburg“ auf. Drei Tage bleibt die Königin, die bei ihrer
Ankunft mit Bundespräsident Heinrich Lübke die Ehrenformation der Bundeswehr abgeschritten hatte, in Nordrhein-Westfalen. Neben der Bundeshauptstadt Bonn sind in NRW weitere Stationen Düsseldorf und Duisburg.
Abb. Die Polizeihauptwache in Bad Godesberg im Sommer 1965. Vor der Eingangstür parkt ein einsames Dienstkrad. Links neben dem Eingang befinden sich die Wachräume,
unten ganz rechts der Bezirksdienst, darüber im 1. OG die Kriminalpolizei (Quelle: Ingrid Länger-Fuss)
Abb. Als die Polizei noch zu feiern wusste: Besuch des "Nikolaus" im alten Bonner Polizeipräsidium bei einem Empfang leitender Polizeibeamter im Dezember 1965
(Quelle: Ingrid Länger-Fuss)
1966
Quelle: Deutsche Polizei, Heft 6/66, S. 175
1967
Abb. Vorbereitung der Polizeieskorte für den Staatsbesuch des amerikanischen Präsidenten Richare Nixon im Februar 1969. Rechts im Bild Polizeihauptkommissar Pünder,
der Leiter des Eskortendienstes in Bonn (Quelle: Pünder)
1968
19 Jahre lang hat die NRW-Landespolizei mit 38 Beamten den Amtssitz des Bundespräsidenten bewacht. Nun wird die „Wache Bundespräsident“ aufgelöst. Die Bewachung wird zukünftig vom Bundesgrenzschutz übernommen. Bundespräsident Dr. Lübke verabschiedet sich unter
musikalischer Begleitung des Essener Polizeimusikkorps von „seinen“ nordrhein-westfälischen Beamten.
1969
Das neue Dienstgebäude der Wasserschutzpolizeistation in Bonn-Beuel wird in Betrieb genommen. Das
unmittelbar am Rhein gelegene Gebäude erlaubt, den Schiffsverkehr nach beiden Richtungen über einen weiten Abschnitt zu überwachen. Das Gebäude, das auf einem Grundstück neben der
Kennedy-Brücke errichtet worden ist hat rund 700.000 DM gekostet und bietet Arbeitsplätze für 13 Beamte der Schutzpolizei und einen Kriminalbeamten.
1. Oktober: Schutzpolizeidirektor Christian Keller wird zum neuen Leiter der Schutzpolizei in
Bonn ernannt. Keller ist bereits 1937 in die Polizei eingetreten. Der gebürtige Hesse hatte 1942 erfolgreich am Offiziersanwärterlehrgang in Fürstenfeldbruck teilgenommen. Nach seiner
Wiedereinstellung nach Kriegsende war er zunächst stellvertretender Reviervorsteher in Krefeld, Sachbearbeiter im Innenministerium und wurde 1955 zum Rat ernannt.
Abb. Frühjahr 1970. Die US-amerikanischen Austronauten, die im Vorjahr mit ihrem Raumschiff Apollo 11 auf dem Mond gelandet waren, zu Besuch in Deutschland. Auf dem
Bild begrüßt im Vordergrund Austronaut Neil Armstrong den Leiter des Bonner Eskortendienstes PHK Pünder (Quelle: Pünder)
1971
9. Dezember: Polizeipräsident Dr. Valentin Porz wird in den Ruhestand versetzt. Sein Nachfolger
wird Helmut Botschen, Abteilungsdirektor der Bezirksregierung Köln. Der am 1926 in Stadtlohn geborene Botschen übt vor seiner Ernennung zum
Polizeipräsidenten als Jurist mehrere Tätigkeiten bei den Bezirksregierungen Aachen und Köln aus.
Dezember: Die Polizei Bonn erhält eine neue Autobahnwache. Das 626.000 DM teure Gebäude wird durch
Regierungspräsident Dr. Heidecke an den Stationsleiter, Polizeioberkommissar Tomiczek übergeben.
1972
Februar: Im Neubau des Polizeipräsidiums wird Richtfest gefeiert. Das Grundstück für das Gebäude an
der Friedrich-Ebert-Allee war 1968 vom Landesfinanzminister im Wege des Grundstücktausches von der Stadt Bonn erworben worden.
1973
Leitender Schutzpolizeidirektor Viktor Manweiler wird neuer Leiter der Abteilung Schutzpolizei.
Manweiler wurde 1921 in Jessen/Ostpreußen geboren und ist 1945 in die Polizei eingetreten. 1965 wurde er zum Polizeirat ernannt, 1970 zum Schutzpolizeidirektor und 1973 zum Leitenden
Schutzpolizeidirektor. Vor seiner Bonner Ernennung war er Sachbearbeiter und nachfolgend Dezernent der Schutzpolizei beim Regierungspräsidenten in Düsseldorf und dann Leiter der Schutzpolizei
in Neuss.
1974
Das Land beschafft für zunächst sechs Kreispolizeibehörden Fernsehaufnahme- und Übertragungswagen.
Die mit Aufnahme- und Aufzeichnungsgeräten ausgestatteten Fahrzeuge, die nach Bielefeld, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Essen und Köln ausgeliefert
werden, können über eine Kamera, die auf einem drehbaren Mast montiert ist, und einen Bildsender Filmaufnahmen an Empfangseinrichtungen in den jeweiligen Polizeipräsidien übertragen.
Kostenpunkt für jedes Fahrzeug: 100.000,- DM. Die Fahrzeuge sollen mit ihren Filmaufnahmen den Einsatzleitungen Lagebeurteilungen ermöglichen und Dokumentarmaterial produzieren. Auch die
beiden Hubschrauberstaffeln werden mit je einer Fernsehaufnahme- und Übertragungsanlage
ausgestattet.
1975
Die Personalstärke für die Polizei Bonn beträgt im
Jahr 1975 insgesamt 1.132 Polizeivollzugsbeamte, nämlich 979 Beamte der Schutz- und 153 Beamte der Kriminalpolizei.
Dr. Hans Wilhelm Fritsch wird neuer Polizeipräsident in Bonn. Fritsch war 1957 in den Dienst der
Landesverwaltung eingetreten. Nach zwei Jahren in veranwortlicher Position beim PP Bonn wechselte er 1966 zum Bundeskriminalamt und war dort als Leiter der Sicherungsgruppe für die Sicherheit
der höchsten Repräsentanten des Staates zuständig. 1974 wurde Dr. Fritsch Polizeipräsident in Wuppertal. Das Amt hatte er für rund ein Jahr bis zu seinem Wechsel nach Bonn inne.
Bonn verfügt 1975 über eine Polizeidichte von 1:395 (ein Polizeibeamter auf 395 Bürger) Die Polizeidichte ist in Nordrhein-Westfalen sehr ungleich verteilt. Während der PP Düsseldorf das günstigste Verhältnis von 1:377 hat, sieht es in der
Oberkreisdirektion Neuss besonders schlecht aus. Hier beträgt das Verhältnis 1:1072.
1978
Leitender Kriminaldirektor Johann Sons wird Leiter der Kriminalpolizei. Der 1921 in
Rastenburg/Ostpreußen geborene Beamte ist 1947 in die Polizei eingetreten. 1967 wurde er zum Kriminalrat ernannt, 1970 zum Kriminaloberrat und 1971 zum Kriminaldirektor. Während dieser Zeit
war er Abteilungsleiter beim Landeskriminalamt in Düsseldorf.
November: Aufgrund der hohen terroristischen Bedrohung wird für den Objektschutzdienst in Bonn ein gepanzertes Streifenfahrzeug des Typs Shorland MK 3 – ähnlich einem großen
Geländewagen mit geringen Fensterflächen und Geschützturm – angeschafft. Das Fahrzeug erweist sich mit einem Kraftstoffverbrauch von 40 l auf 100 km und einem Wendekreis von 17 m als wenig
praxistauglich, so dass von der Anschaffung weiterer Exemplare abgesehen wird.
1979
12. September: Auf dem Köln-Bonner Flughafen endet die Entführung einer Lufthansa-Maschine, in der der Täter 119 Passagiere und die Crew in seine Gewalt gebracht hatte. Der Täter hatte nach Verhandlungen
zunächst alle Passagiere und einen Teil der Besatzung, schließlich auch die restlichen Besatzungsmitglieder freigelassen und sich dann der Polizei ergeben.
1980
Für den Objektschutzdienst werden gepanzerte Streifenwagen erprobt. Es handelt sich um
Mercedes-Geländewagen des Typs DB 280 GE. Der Aufbau besteht aus Panzerstahl und Sicherheitspanzerglas. Motor, Antrieb und Kraftstofftank sind besonders geschützt. Mit den 156-PS-Motoren wird
eine Spitzengeschwindigkeit von 155 km/h erzielt. Die Fahrzeuge sind deutlich wendiger als ein ausländisches Modell, von dem aufgrund mangelnder Praxistauglichkeit nur ein Exemplar
angeschafft worden war. Von dem Mercedes-Panzerwagen sollen zunächst fünf Stück angeschafft werden, die in Köln, Bonn und Düsseldorf Streife
fahren sollen.
Abb. Gelöbnisfeier der Bundeswehr in Bonn am 12. November 1980. Die Gelöbnisveranstaltungen, bei denen Bundeswehrsoldaten ihren Diensteid ablegen mussten, waren in
linken Kreisen stark umstritten und führten regelmäßig zu größeren Demonstrationen (Quelle: Michael Zech; Sammlung Frank Kawelovski)
Abb. Wie vor. Die Veranstaltungen mussten jeweils weiträumig abgesperrt und mit starken Polizeikräften geschützt werden (Quelle: Michael Zech; Sammlung Frank
Kawelovski)
1981
10. Oktober: Bonn 300.000 Demonstranten fordern in Bonn die Rücknahme des NATO-Doppelbeschlusses.
31. März: Viktor Manweiler scheidet als Leiter der Abteilung Schutzpolizei aus, da er in den
Ruhestand geht. Er hat dieses Amt seit 1973 inne gehabt. Seine Nachfolge tritt Schutzpolizeidirektor Joachim Zimmermann an. 1928 in Berlin geboren und 1949 in die Polizei eingetreten, wurde
Zimmermann zwischen 1966 und 1970 vom Polizeirat bis zum Schutzpolizeidirektor befördert. Nach der Leitung der Verkehrsüberwachungsbereitschaft beim Regierungspräsidenten in Arnsberg war er
von 1967 bis 1974 Schutzbereichsleiter bzw. Sachbearbeiter beim PP Bonn. Ab 1974 führte er die Bereitschaftspolizeiabteilung V in Brühl. Anschließend kehrte Joachim Zimmermann als Leiter des
Sachgebiets I nach Bonn zurück.
30. April: Leitender Kriminaldirektor Johann Sons geht mit Ablauf des Monats als Leiter der
Kriminalpolizei in den Ruhestand. Sons war seit 1978 in dieser Tätigkeit aktiv.
Die Polizeidichte in Bonn liegt 1981 bei 1:320 (1 Polizeibeamter kommt auf 320 Einwohner). Damit
liegt Bonn an günstigster Stelle. Zum Vergleich: Die Polizeidichte in Gummersbach hat mit 1:752 den ungünstigsten Wert. Die für NRW durchschnittlich angestrebte Polizeidichte von 1:400 ist
weitgehend erreicht.
1983
22. Oktober: Im Rahmen der Aktionswoche der Friedensbewegung gegen die atomare Aufrüstung in Ost
und West und gegen die Aufstellung von amerikanischen Mittelstreckenraketen gehen in Bonn 500.000 Menschen auf die Straße. Es wird eine zwölf
Kilometer lange Menschenkette um die Bannmeile des Regierungsviertels gebildet. Die Proteste verlaufen friedlich. Die Polizei geht von einer deutlich geringeren Teilnehmerzahl (190.000) als
die Veranstalter aus.
21. November: In Bonn demonstrieren rund 3000 Menschen gegen den NATO-Nachrüstungsbeschluss und die
geplante Stationierung amerikanischer Pershing- und Cruise Missile-Raketen in Deutschland. Die Polizei nimmt 164 Menschen fest, nachdem mehrere
hundert Demonstranten versucht haben, den Absperrring um das Bundeshaus zu durchbrechen, und setzt bei der Demonstration Wasserwerfer ein.
Polizeimeister Michael Prangenberg vom PP Bonn wird Deutscher Meister im Fünfkampf (Mannschaftswertung).
Abb. Szene in Bonn um 1983. Das erste Modell des VW Passat als Streifenwagen in doppelter Ausführung (Quelle: Erik Hesse; Sammlung Frank Kawelovski)
Abb. Friedensdemo in Bonn am 21.Oktober 1983. Demonstranten blockieren eine Straße (Quelle: Michael Zech; Sammlung Frank Kawelovski)
Abb. Wie oben. Unmittelbarer Zwang in seiner freundlichsten Form - auf beiden Seiten des Lagers (Quelle: Michael Zech; Sammlung Frank Kawelovski)
1984
Das Polizeipräsidium Bonn wird mit einer hochmodernen neuen Einsatzleitstelle ausgestattet. Die Leitstelle ist u. a. mit dem Einsatzleitsystem CEBI ausgestattet,
mit dem Einsätze in eine Datenbank eingegeben und koordiniert werden. Die 7,3 Millionen teure Anlage verfügt u. a. über 12 Fernmeldebetriebstische, eine Tonaufzeichnungsanlage und eine
Videoübertragungsanlage.
Polizeireiterstaffeln bleiben erhalten. Die
Pläne der Landesregierung, einen Teil der 12 Polizeireiterstaffeln in NRW aufzulösen, werden aufgegeben. Alle Staffeln und auch ihre Sollstärken sollen erhalten bleiben, allerdings werden ab
1.1.84 insgesamt 34 Pferde abgeschafft, so dass den Staffeln noch 208 Tiere belassen werden. Die Reiterstaffeln sind in den Polizeipräsidien Aachen, Bochum, Bonn, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Köln, Mönchengladbach, Recklinghausen und Wuppertal angesiedelt. Köln verfügt zudem – auch
weiterhin – über eine Schul- und eine Remontenabteilung.
1987
Die für Mai geplante erneute Volkszählung erregt die Gemüter in der Bevölkerung und beschäftigt
auch die Polizei. 49 % der Bürger halten die Befragung für überflüssig, 13 % wollen sich ihr auf jeden Fall verweigern. Schon im März wird im Zusammenhang mit der Volkszählung ein
Sprengstoffanschlag auf das Leverkusener Rathaus verübt, in Oberhausen kann eine Explosion noch rechtzeitig durch die Polizei verhindert werden. Nach dem Start der Befragung kommt es zu
zahlreichen gewalttätigen Übergriffen gegen die Personen, die die Zählung durchführen. Die Übergriffe werden von der Landesregierung aufs schärfste verurteilt und es werden verstärkte
Streifengänge der Polizei in Brennpunkten angekündigt. In Bonn durchsucht die Polizei die Bundesgeschäftsstelle der Grünen, nachdem die Partei mit
Flugblättern zum Boykott der Zählung aufgerufen hatte.
Abb. Linkes Bild: Der Leiter des Bonner Verkehrsdezernates, Polizeidirektor Horst Länger, lädt am 15. Februar zu seinem 50. Geburtstag ein. In der Bildmitte
Polizeidirektor Seifert (Dez. 1), rechts der Chef der Schutzpolizei, Leitender Polizeidirektor Zimmermann. Auf dem rechten Bild neben Horst Länger steht der Leitende Regierungsdirektor Jürgen
Homann, Verwaltungsleiter und stellvertretender Polizeipräsident (Quelle: Ingrid Länger-Fuss)
Abb. Papst Johannes Paul II begrüßt bei seinem Deutschland-Besuch Ende April 1987 Beamte des Eskortendienstes der Bonner Polizei (Quelle: Ingrid Länger-Fuss)
1988
16. August: Gladbecker Geiselnahme: In Gladbeck wird eine Filiale der Deutschen Bank von den
erheblich vorbestraften Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner überfallen. Die beiden Täter flüchten mit Geiseln aus der Bank und kapern u. a. einen vollbesetzten Linienbus, dessen Fahrer sie
zunächst zwingen, in die Niederlande und anschließend nach Bremen zu fahren. Die Odyssee der beiden Kriminellen erstreckt sich noch über die beiden nachfolgenden Tage, erfährt u. a. einen
Zwischenstopp in Köln, bei dem die Täter auf der Dom-Platte Reportern dreist vor einer großen Öffentlichkeit Interviews geben, ohne dass die Polizei eine Zugriffsmöglichkeit sieht. Sie endet
schließlich in einem Schusswechsel mit SEK-Kräften auf der A3 bei Bad Honnef. Die Geiselnehmer erschossen während ihrer Irrfahrt zwei Geiseln (15
und 18 Jahre). Zudem kam ein Polizeibeamter bei der Verfolgung ums Leben. Die Lehren, die aus dieser mobilen Einsatzlage bisher unbekannten Ausmaßes gezogen wurden, sollten die polizeilichen
Taktiken bei Geiselnahmen und anderen schwerwiegenden Einsatzlagen nachfolgend grundlegend ändern.
19. Oktober: Der Bonner Polizeipräsident Dr. Hans Wilhelm Fritsch wird in den Ruhestand
verabschiedet, der das Amt seit 1975 inne gehabt hatte. Innenminister Schnoor verlieh ihm für seine besonderen Verdienste, die er als Polizeipräsident der Bundeshauptstadt erworben hatte, das
Große Bundesverdienstkreuz. Nachfolger von Dr. Fritsch wird der Leitende Regierungsdirektor Michael Kniesel. Kniesel war zuvor in verantwortlichen Tätigkeiten im Polizeidezernat des
Münsteraner Regierungspräsidenten, bei der Direktion der Bereitschaftspolizei in Selm und als Fachbereichsleiter Rechtswissenschaften bei der Polizei-Führungsakademie.
1989
Juni: In Bonn kommen 1500 Polizeibeamte aus allen Bundesländern zu einer großen Polizeischau zusammen. 100.000 Besucher bekommen Übungen der Hubschrauberstaffeln und der Wasserschutzpolizei genauso zu sehen wie Vorführungen mit
Diensthunden und Dienstpferden, Auftritte der Verkehrspuppenbühnen und vieles mehr.
Leitender Regierungsdirektor Jürgen Homann geht nach 14-jähriger Tätigkeit als ständiger Vertreter des
Bonner Polizeipräsidenten mit Ablauf des Mai in den Ruhestand.
Januar: Der Objektschutzdienst in der Bundeshauptstadt Bonn nimmt die Polizei in erheblichem Umfang
in Anspruch. Innenminister Schnoor weist im Januar anlässlich der Eröffnung eines 46 Millionen DM teuren neuen Dienstgebäudes des Objektschutzdienstes darauf hin, dass Nordrhein-Westfalen
angesichts der anhaltenden Bedrohung durch Terroristen nicht in seinen Anstrengungen nachlassen darf. In Bonn müssen derzeit rund 300 Objekte geschützt werden. Die 600 Beamten des
Objektschutzdienstes müssen dabei von den Beamten der Bereitschaftspolizei unterstützt werden, um ihre Aufgaben erfüllen zu können.
1991
Um das behördliche Vorschlagwesen, in dessen Rahmen gute Verbesserungsvorschläge von Behördenmitarbeitern zur Optimierung der Arbeit mit Prämien
belohnt werden, haben sich 1991 auch mehrere Polizeibeamte verdient gemacht. So hat Polizeiobermeister Wilfried Clever vom PP Bonn eine auf einer
Schiene gelagerte Steigbügelleuchte erfunden, die sich als Beleuchtung für Pferde der Polizeireiterstaffeln schnell befestigen und auch wieder
lösen lässt.
1992
24. April: Tödlicher Schusswaffengebrauch im Krankenhaus. Ein alkoholkranker Patient (59 Jahre)
bedroht in einem Krankenhaus in Bonn Mitpatienten mit einer Schußwaffe und einem Messer; als er auf herbeigerufenen SEK-Beamte schießt, feuern diese zurück.
Das neue Polizeidienstgebäude in St. Augustin wird seiner Bestimmung übergeben. In dem Gebäude
sollen neben der Polizeistation St. Augustin auch die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle und das 1. Kriminalkommissariat Platz finden.
1. Dezember. Der Leiter der Schutzpolizei, Leitender Polizeidirektor Wolfgang Bülow verlässt die Behörde. Er
wird nach Düsseldorf versetzt und nimmt dort ebenfalls das Amt des Schutzpolizeileiters wahr. Sein Nachfolger in Bonn wird Polizeidirektor Horst Länger.
1993
1. März. Die Polizeianlaufstelle Endenich wird im Beisein vom Leiter der
Schutzpolizei, Horst Länger, dem Leiter des Schutzbereichs IV, Udo Behrendes, und Bürgermeister Dieter Witte eröffnet. Mit der Einrichtung dieser Stelle soll die Bürgernähe der Polizei in
Endenich verbessert werden.
21. August: Innenminister Dr. Herbert Schnoor führt den neuen Bonner Polizeipräsidenten Dierk-Henning
Schnitzler in sein Amt ein. Schnitzler war bisher Polizeipräsident der Wasserschutzpolizei NRW. Er löst als Bonner Präsident seinen Vorgänger, den 48-jährigen Michael Kniesel ab.
1994
24. April: Tödlicher Schusswaffengebrauch im Krankenhaus. Alkoholkranker Patient bedroht in einem
Krankenhaus in Bonn Mitpatienten mit einer Schußwaffe und einem Messer; als er auf herbeigerufenen SEK-Beamte schießt, feuern diese zurück.
Regierungspräsident Dr. Antwerpes übergibt der Polizei Bonn ein neues Dienstgebäude für die Polizeiinspektion West.
1995
Die Abteilung Werbung und Auswahl der Direktion für Ausbildung der Polizei NRW „rettet“ ein Sonderfahrzeug Opel Blitz Transporter des PP Bonn, das dort ausgesondert wird. Der Oldtimer Baujahr 1974 wird
nachfolgend restauriert und zukünftig als Werbefahrzeug für Personalwerbungsmaßnahmen eingesetzt.
30. April: Der Leiter der Abteilung GS im Bonner Polizeipräsidium, Leitender Kriminaldirektor Gerd
Steffen, geht in den Ruhestand. Steffen kam 1981 nach Bonn und leitete 13 Jahre die Abteilung Kriminalpolizei bis er im Zuge der Neuorganisation in das Amt des Leiters GS eingeführt
wurde.
Dezember: Polizeiobermeister Dirk Arzt, PP Bonn, erhält aus der Hand von Innenminister Kniola die
Rettungsmedaille des Landes. Er hatte eine suizidgefährdete Frau und ihr Kleinkind in buchstäblicher letzter Sekunde vor einem herannahenden Zug
von einem Bahngleis gerettet.
1996
1. April: Die Bereitschaftspolizei wird grundlegend verändert. Während bisher die Hundertschaften
unter dem Dach der Direktion der Bereitschaftspolizei zusammengefasst waren, werden sie nun an große Kreispolizeibehörden angebunden, die teils mit einer, teils mit zwei
Bereitschaftspolizeihundertschaften (BPH) ausgestattet werden. Insgesamt werden nachfolgend 18 Hundertschaften in Bochum, Wuppertal, Köln, Dortmund, Bielefeld, Düsseldorf, Aachen,
Gelsenkirchen, Duisburg, Bonn, Münster, Essen, Recklinghausen und Mönchengladbach stationiert. In Bochum, Wuppertal und Köln werden zudem je eine
Führungsgruppe und eine Technische Einsatzeinheit (TEE) eingerichtet.
2002
30. Juni: Die Amtszeit des Bonner Polizeipräsidenten Dierk H. Schnitzler endet nach neunjähriger
Amtszeit. Ab Juli ist Wolfgang Albers, bislang Leiter der Kommunalabteilung der Düsseldorfer Bezirksregierung, sein Nachfolger. Der 1955 in München geborene Albers kam als Jugendlicher nach
Meerbusch und machte 1977 in Düsseldorf sein Abitur. Nach der zweiten juristischen Staatsprüfung trat er in den Landesdienst ein und leitete u. a. vertretungsweise das PP Leverkusen und
arbeitete auch im Ministerbüro des damaligen Innenministers Herbert Schnoor. Vor seiner Versetzung zur Bezirksregierung war Albers persönlicher Referent von Innenminister Kniola.
28. Juli: Polizeibeamter erschossen. In Bonn-Bad Godesbergwerden der 40-jährige Polizeikommissar Gerd Höllige und sein Kollege Wolfgang K. zu einem Hausfriedensbruch gerufen. Einem der beiden Beamten
wird die Waffe entwendet. Bei der anschließenden Schussabgabe wird Höllige getötet und der zweite Beamte schwer verletzt.
2003
Polizeisportler des Jahreswerden PKin Yvonne
Frank (PP Köln) und PK Gregor Simon (PP Bonn). Während Yvonne Frank mit der Damennationalmannschaft im Hallenhockey Weltmeisterin wurde, gelang es
Gregor Simon bei den Kanadier-Meisterschaften im tschechischen Karlsbad Europameister im Zweier-Kanadier zu werden. Frank und Simon werden dafür 2004 von Innenminister Behrens
ausgezeichnet.
2005
November: Die Staatsanwaltschaft Bonn erhebt Anklage gegen
drei Polizeibeamte und einen Polizeiarzt. Den vier Männern wird vorgeworfen, einen italienischen Staatsangehörigen in einer Gewahrsamszelle derart fixiert zu haben, dass er einen
Herzstillstand erlitten hat, dauerhaft ins Koma gefallen ist und irreparable Schäden davongetragen hat.
2006
2. Juli: Ein Polizeibeamter erschießtin Bonn einen
Einbrecher, der mit einem Schlagwerkzeug auf seine Kollegin zugeht.
2007
1. Juli: Tödlicher Schusswaffengebrauch. Bei dem Versuch, in Bonn zwei Einbrecher festzunehmen,
wird einer der Tatverdächtigen von einem Beamten erschossen. Der Tatverdächtige hatte zuvor die Kollegin des Beamten mit einem Messer angegriffen.
2009
Hoher Krankenstand: 2009 waren
durchschnittlich 17 % aller Polizeibeschäftigten in NRW mehr als sechs Wochen (durchgehend oder mit Unterbrechungen) krankgeschrieben. Spitzenreiter unter den Kreispolizeibehörden mit
Langzeitkranken sind der Rhein-Sieg-Kreis und Bonn mit je 24 % und Aachen mit 29 %.
2012
Dezember: Angehörige der radikal-islamischen Szene deponieren im BonnerHauptbahnhof eine Reisetasche mit einem Sprengsatz. Dieser explodiert allerdings nicht.
2017
26. Januar: Tödlicher Unfall mit Mannschaftswagen. Vor der Einfahrt zum Bonner Polizeipräsidium
überfährt ein 28-jähriger Polizeibeamter eine 57-jährige Frau. Die Frau erliegt noch an der Unfallstelle ihren schweren Verletzungen. Der Beamte hatte mit einem Mannschaftswagen von der
Straße auf die Zufahrt zum Polizeipräsidium abbiegen wollen.
13. März: Tablets im Streifenwagen. In einem Pilotprojekt werden in den Streifenwagen in Duisburg,
Köln, Düsseldorf und Bonn ab sofort Tablets mitgeführt, die als mobile Büros eingesetzt werden können. Über die für die Testphase insgesamt 100
Computer können u. a. vermisste Personen identifiziert und Personalien von Personen überprüft werden.
2018
13. Juli: Polizeigewalt gegen jüdischen Professor. Nach einem Überfall auf einem mit einer Kippa
bekleideten jüdischen Professor aus den USA wird das Opfer in Bonn von den alarmierten Polizeibeamten irrtümlich für den Täter gehalten. Bei der
Festnahme sollen dem 50-jährigen dabei unnötig zahlreiche Schläge ins Gesicht verabreicht worden sein. Der eigentliche Täter, ein 20-jähriger Deutscher mit palästinensischen Wurzeln wird
wenig später festgenommen. Der Vorfall verschärft nicht nur die Debatte um einen Zunahme antisemitischer Übergriffe in Deutschland, sondern stellt auch die Politik der Härte und Null-Toleranz
in Polizeieinsätzen der Landesregierung NRW infrage.
10. Dezember: 23-jähriger Polizist durch jungen Kollegen erschossen. Durch die ungeschickte
Handhabung einer Dienstwaffe eines 22-jährigen Beamten im Rahmen einer Übung wird der 23-jährige Polizeikommissar Julian Wolf in Bonn Ende
November von einem Schuss in den Hals getroffen. Wolf verstirbt am 10. Dezember an seinen Verletzungen.