Polizei Oberhausen - Polizeihistorische Informationen


Abb. Karneval in Oberhausen, frühe 50er Jahre - Prinz Karneval ist auf dem Weg, um die Schlüsselgewalt für das Polizeipräsidium zu übernehmen. Der dritte Beamte von links ist Herbert Helbig, der 1948 in die Polizei eingetreten ist (Quelle: Nick Rathmann; Sammlung Frank Kawelovski)


Liebe Besucherinnen und Besucher,

auf dieser Seite werden – soweit greifbar – nach und nach Informationen zur Geschichte der Polizei in Oberhausen eingestellt. Während all die Ereignisse, die die gesamte nordrhein-westfälische Polizei betreffen, auf meinen Unterseiten „Chronik Polizei NRW“ nachgelesen werden können, beschränke ich mich auf dieser Seite auf Informationen, die ausschließlich diese Polizeibehörde hier betreffen. Ich danke meinem Berufskollegen Nick Rathmann  für die Unterstützung, die er mir mit Informationen und Material für diese Unterseite geleistet hat.

 

Der Aufbau und die ständige Fortschreibung dieser Homepage sind mit einem hohen finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden. Daher freue ich mich über jegliche Form kostenloser Unterstützung durch (analoge oder digitale) Fotografien, Dokumente, Zeitungsartikel, Zeitzeugenberichte, Hinweise auf relevante Ereignisse, Orte, Personen usw., die mir zur Verfügung gestellt werden und mit denen ich ggf. Kosten und Suchaufwand sparen kann. Im Gegenzug bin ich bemüht, für alle Interessierten kostenlos Informationen zur Polizeigeschichte zur Verfügung zu stellen. Wer mich unterstützen kann, dessen Hilfe wird dankbar angenommen. Meine Kontaktdaten finden Sie im Impressum.


1930

Abb. Auflösung Polizeiamt Sterkrade, Zeitschrift "Die Polizei", Heft 2, Januar 1930


1945

  • Die Militärregierung stellt im Winter 1945/46 eine so genannte „Kohlenpolizei“ auf. Aufgrund der massenhaften Diebstähle von Kohle durch die frierende Bevölkerung sollen Güterzüge und Kohlenhalden geschützt werden. Für die Kohlenpolizei werden Polizeibewerber verwendet, die nach den geltenden Einstellungskriterien zu klein oder zu alt sind. Die Beamten stehen zu Schutz der Kohle an den Eingängen von Zechen Posten oder gehen auf den Zechen- und Bahngeländen Streife.

1947

  • Max Erlat wird von den Alliierten zum Chef der SK-Polizei Oberhausen ernannt (Anm.: Die Bezeichnung „Polizeipräsident“ ist von den Alliierten zu diesem Zeitpunkt nicht zugelassen).

1952

  • Eine große Serie von Hühner- und Entenstallplünderungen sorgt in der Bevölkerung von Oberhausen-Sterkrade für Aufruhr und bei der Polizei Oberhausen für Arbeit. Im Laufe von zwei Monaten dringt immer wieder ein Schäferhund in die Ställe Oberhausener Bürger ein. 400 Hühner und Enten verschwinden oder werden totgebissen in der Umgebung der Ställe gefunden. Schließlich wird in einem Stall, in dem der Hund am Vortag zugeschlagen hatte, das getötete Geflügel liegen gelassen und ein Polizeibeamter mit einem Jagdgewehr im Stall postiert. Der Plan der Polizei geht auf. Der Hund kehrt nachts zurück, um sich das getötete Geflügel zu holen. Er kann von dem Polizeibeamten erschossen werden.

1953

  • 1. Oktober: Die Amtszeit von Max Erlat als Chef der SK-Polizei Oberhausen endet im Rahmen der Verstaatlichung der nordrhein-westfälischen Polizei. Er leitet die Polizeibehörde bis zum Frühjahr 1954 kommissarisch weiter.

1954

  • Die Amtszeit von Max Erlat als kommissarischer Leiter der Polizei Oberhausen endet.

Abb. Viel Aufwand. Solche Urkunden wie diese aus dem Jahr 1954 wurden noch bis in die 60er Jahre hinein von behördeneigenen Zeichnern von Hand beschriftet (Quelle: Dickmann; Sammlung Frank Kawelovski)


1955

 

  • Die NRW-Großstädte sollen mit neuartigen Polizei-Meldeapparaten ausgestattet werden. Bei Gefahr wird eine kleine Scheibe eingeschlagen, so dass ein Alarmknopf freigelegt wird. Durch Betätigen des Knopfes wird im Polizeirevier eine Klingel ausgelöst. Überdies können Polizeibeamte den Apparat aufschließen und über einen darin befindliches Telefon Verstärkung anfordern. Die bisherigen Polizeimelder haben sich nicht bewährt. Sie waren mit einem Telefonhörer ausgestattet, über den Bürger mit der Polizei telefonieren konnten. Die Hörer wurden jedoch zu häufig abmontiert und die Gerätegehäuse erwiesen sich nicht als haltbar genug. Die neuen Meldeapparate werden zunächst in Bonn, Oberhausen und Dortmund installiert.
  • 5. August: Georg Kanzen wird neuer Polizeidirektor der Polizeidirektion Oberhausen und damit Behördenleiter. Kanzen, 1903 in Duisburg geboren, hatte zunächst einen kaufmännischen Beruf ergriffen und war 1926 in den Dienst der Duisburger Staatsanwaltschaft eingetreten. Nach dem Krieg, den er als Soldat erlebte, war er in leitender Funktion beim Deutschen Gewerkschaftsbund in Düsseldorf. 1946 wurde er in seiner Heimatstadt Stadtverordneter.

 


Abb. Polizeiautobahnwache Oberhausen um 1955 (Quelle: Michael Zons; Sammlung Frank Kawelovski)


1957

  • 1. Januar: Versuch mit Reduzierung der Wochenarbeitszeit. PP Oberhausen ist Pilotbehörde für den Versuch, für die Polizei die 40-Stundenwoche einzuführen. Bislang müssen die Polizisten in NRW 48 Stunden arbeiten, seit Dezember 1956 wird in Dortmund mit einer 45-Stundenwoche experimentiert. Es soll festgestellt werden, ob sich die Stundenverkürzungen mit der Aufgabenerfüllung der Polizei vereinbaren lassen.

1968

  • 31. Januar: Behördenleiter scheidet aus. Der Polizeidirektor der Polizeidirektion Oberhausen, Georg Kanzen, scheidet wegen Eintritts in den Ruhestand aus seinem Amt als Behördenleiter aus. Er hatte dieses Amt seit 1955 inne gehabt.

 

 1970

  • 21. Dezember: Die RAF-Terroristen Beate Sturm und Karl-Heinz Ruhland sowie ein weiterer Komplize geraten auf Oberhausener Stadtgebiet auf dem Weg zu Banküberfällen in Gladbeck und Oberhausen zufällig in eine Polizeikontrolle. Ruhland händigt seine Waffe den Beamten aus, den beiden anderen Terroristen gelingt die Flucht.

 

1972

  • Drei Polizeibeamte in Oberhausen ermordet. Bei dem Versuch, einen Durchsuchungsbeschluss wegen unerlaubten Waffenbesitzes gegen den 45-jährigen Chemiefacharbeiter Karl-Heinz Girod zu vollstrecken, werden verschiedene Eigensicherungsregeln außer Acht gelassen, so dass die Lage eskaliert. Girod gelingt es zunächst, den Durchsuchungstrupp der Kriminalpolizei abzulenken. Da er nicht durchsucht wird, wird auch übersehen, dass er eine Schusswaffe in seinem Hosenbund bei sich führt. Girod gelingt es, zwei Kriminalbeamte zu erschießen, sich mit seiner Frau in seiner Wohnung zu verbarrikadieren und sich mit Unterstützung seiner Frau und seiner erwachsenen Söhne ein halbtägiges Feuergefecht mit der Polizei zu liefern. Insgesamt werden bei diesem Einsatz drei Polizeibeamte erschossen.

1975

  • Neuer Leiter der Kriminalpolizei wird Kriminaldirektor Herbert Köster. Köster wurde 1926 in Menden im Kreis Iserlohn geboren und trat 1947 in den Dienst der Polizei ein. Vor seiner Verwendung als Kripo-Chef war er Abteilungsleiter und Fachlehrer in der Landeskriminalschule in Düsseldorf.
  • Die Personalstärke für die Polizei Oberhausen beträgt im Jahr 1975 insgesamt 490 Polizeivollzugsbeamte, nämlich 411 Beamte der Schutz- und 79 Beamte der Kriminalpolizei.
  • Die Polizeidirektion Oberhausen verfügt 1975 über eine Polizeidichte von 1:486 (ein Polizeibeamter auf 486 Bürger) Die Polizeidichte ist in Nordrhein-Westfalen sehr ungleich verteilt. Während der PP Düsseldorf das günstigste Verhältnis von 1:377 hat, sieht es in der Oberkreisdirektion Neuss besonders schlecht aus. Hier beträgt das Verhältnis 1:1072.

1980

  • Kriminalhauptmeisterin Dagmar Glowna vom PP Oberhausen wird Deutsche Polizeimeisterin im Schwimmen in den Disziplinen 50 m Freistil und 4 x 50 m Lagen.

1981

  • Die Polizeidichte in Oberhausen liegt 1981 bei 1:457 (1 Polizeibeamter kommt auf 457 Einwohner). Zum Vergleich: Die Polizeidichte beim PP Bonn hat mit 1:320 den günstigsten, die Polizeidichte beim OKD Gummersbach mit 1:752 den ungünstigsten Wert. Die für NRW durchschnittlich angestrebte Polizeidichte von 1:400 ist weitgehend erreicht.

1983

  • 1. März: Heinz Meyer-Gerdingh wird neuer Polizeipräsident. Er ist Jurist und war bis 1970 Leiter des Rechtsamtes der Stadt Oberhausen. Im April 1970 wurde er zum Polizeidirektor berufen.

 

1985

  • 18. Januar: Nachdem für das westliche Ruhrgebiet die höchste Smog-Alarmstufe (Stufe III) ausgerufen wird, muss die Polizei in Essen, Duisburg, Oberhausen und Bottrop das allgemeine Fahrverbot durchsetzen und alle Fahrzeugführer an der Weiterfahrt mit ihren Fahrzeugen hindern. Nur noch wenige Fahrzeuge, insbesondere von Feuerwehr und Rettungsdiensten dürfen weiterfahren. Für das östliche Ruhrgebiet gilt zeitgleich die Alarmstufe II.
  • 14. November. Polizei und Feuerwehr müssen in Oberhausen zu einem schweren Unglück ausrücken. In einer Halle der Fa. Ruhr-Chemie in Holten war es zu einer schweren Explosion gekommen, bei der 22 Menschen verletzt wurden. Die Explosion in der Kunststoffproduktionshalle war so stark, dass an zahlreichen benachbarten Häusern die Fenstscheiben zerbarsten. Einen Anschlag als Explosionsursache schließt die Polizei nach kurzer Zeit aus.

1986

  • 30. Juni: Kriminaldirektor Herbert Köster geht als Leiter der Kriminalpolizei in den Ruhestand. Köster war seit 1975 in diesem Amt.
  • 31. Dezember: Wohnhausbrand mit vier Toten. Die Brandermittler in Oberhausen müssen sich mit einen Wohnhausbrand befassen, der sich am Sylvestermorgen in Oberhausen ereignet. Während sich ein Elternpaar noch aus dem Haus retten kann, werden ihre zwei Jungen und zwei Mädchen Opfer der Flammen. Sie können nach den Löscharbeiten nur noch tot aus dem Zechenhaus geborgen werden.

1987

  • Die für Mai geplante erneute Volkszählung erregt die Gemüter in der Bevölkerung und beschäftigt auch die Polizei. 49 % der Bürger halten die Befragung für überflüssig, 13 % wollen sich ihr auf jeden Fall verweigern. Schon im März wird im Zusammenhang mit der Volkszählung ein Sprengstoffanschlag auf das Leverkusener Rathaus verübt, in Oberhausen kann eine Explosion noch rechtzeitig durch die Polizei verhindert werden. Nach dem Start der Befragung kommt es zu zahlreichen gewalttätigen Übergriffen gegen die Personen, die die Zählung durchführen. Die Übergriffe werden von der Landesregierung aufs schärfste verurteilt und es werden verstärkte Streifengänge der Polizei in Brennpunkten angekündigt. In Bonn durchsucht die Polizei die Bundesgeschäftsstelle der Grünen, nachdem die Partei mit Flugblättern zum Boykott der Zählung aufgerufen hatte.

1989

  • 1. September: Polizeidirektor Hans Stahlschmidt wird neuer Leiter der Oberhausener Schutzpolizei. Er tritt die Nachfolge von Polizeidirektor Ernst Heinrich an, der in den Ruhestand geht.

1991

  • Die Polizei Oberhausen ist ab sofort in die Planungen des Einkaufszentrums „Neue Mitte Oberhausen“ einbezogen, das bis 1999 fertiggestellt werden soll. Das Zentrum soll u. a. rund 70.000 qm Verkaufsfläche, eine Mehrzweckhalle mit 12.000 Besucherplätzen, einen Freizeitpark, eine Marina und ein Hotel umfassen. Die Polizei richtet für dieses riesige Bauvorhaben eine eigene Projektgruppe ein, die sich mit der Sicherung der Baustelle, aber auch mit Verkehrs- und Kriminalitätsaspekten rund um das entstehende Zentrum befassen soll. Leiter der Projektgruppe wird Polizeirat Netz.

1993

  • Neuer Polizeipräsident in Oberhausen wird der Leitende Regierungsdirektor Karl-Bernhard Schusky. Der studierte Diplom-Volkswirt war zuletzt stellvertretender Polizeipräsident in Essen gewesen. Schusky löst Heinz Meyer-Gerdingh ab, der das Amt in Oberhausen seit 1983 inne hatte.
  • Der Leiter der Oberhausener Schutzpolizei, Hans Stahlschmidt, wird von Polizeipräsident Schusky in den Ruhestand verabschiedet.

1996

  • 4. November: Der 47-jährige Leitende Regierungsdirektor Klaus Oelze wird neuer Polizeipräsident in Oberhausen. Er erhält seine Ernennungsurkunde aus den Händen von Innenminister Kniola. Oelze hatte zuvor in verschiedenen Funktionen im Innenministerium und im Kreis Neuss gearbeitet.

2003

  • Neue Polizeipräsidentin in Oberhausen wird Heide Flachskamp-Hagemann, die bisher als Verwaltungsleiterin beim PP Aachen tätig war. Frau Flachskamp-Hagemann, die 1974 ihre Verwaltungslaufbahn beim Regierungspräsidenten in Köln begonnen hatte, war vor ihr Berufung nach Oberhausen zunächst Dozentin an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und ab 1992 in ihrer Aachener Tätigkeit. Sie löst den bisherigen Oberhausener Behördenleiter Klaus Oelze ab, der als Polizeipräsident nach Aachen wechselt.

2007

  • Vor einer Duisburger Pizzeria werden sechs Italiener erschossen. Die 16 bis 38 Jahre alten Männer sterben in einen Kugelhagel von 70 Schüssen. Im Dezember werden  in Oberhausen und Frechen zwei mutmaßliche Mitglieder der Mafia-Organisation ‚Ndrangheta verhaftet. Weitere Verhaftungen erfolgen im italienischen San Luca.

2011

  • 6. Oktober: Schusswaffengebrauch. Polizeibeamte schießen in Oberhausen am Bordell einen Mann nieder, der mehrere Schüsse auf die eintreffenden Beamten abgegeben und anschließend drei Beamte mit einem Messer zum Teil schwer verletzt hatte.
  • Neue Polizeipräsidentin in Oberhausen wird Kerstin Wittmeier, bisher Abteilungsleiterin beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste in Duisburg. Die Diplom-Sozialwirtin war u. a. bei der Bezirksregierung Arnsberg, bei Präsidium der Wasserschutzpolizei in Duisburg, im Innenministerium und in der Bezirksregierung Düsseldorf tätig. Die 45-jährige lebt mit Mann und zwei Kindern in Duisburg.

2012

  • Dezember: Der Leiter der Direktion Gefahrenabwehr beim PP Oberhausen, Polizeidirektor Peter Sterner, gibt sein Amt auf. Er wechselt zum PP Münster, wo er Leiter der Direktion Kriminalität wird.

2013

  • 1. März: Polizeidirektor Georg Bartel übernimmt beim PP Oberhausen die Funktion des Direktionsleiters Gefahrenabwehr/Einsatz. Er war zuletzt Referent im Innenministerium.

2015

  • Der 62jährige Jurist Ingolf Möhring wird neuer Polizeipräsident in Oberhausen. Möhring ist zuvor bereits stellvertretender Polizeipräsident in Dortmund gewesen und hat bereits Führungsaufgaben bei den Bezirksregierungen in Düsseldorf und Arnsberg und bei der Polizei in Hagen wahrgenommen. Möhring tritt die Nachfolge von Kerstin Wittmeier an, die an die Spitze der Bochumer Polizei gewechselt ist.
  • 5. August: Tödlicher Schusswaffengebrauch: In der Eingangsschleuse einer Oberhausener Polizeiwache erschießt ein Beamter einen 39jährigen, der dort mit einem Messer auf einen anderen Mann eingestochen hatte.

2023


Abb. Die historische Polizeiwache in Sterkrade im Mai 2023. Zum Zeitpunkt der Aufnahme befindet sich die Wache im Umbau. Der Wach- und Wechseldienst wird von einem deutlich seelenloseren Containerbau auf dem Hof der Liegenschaft abgewickelt (Quelle: Frank Kawelovski)


Abb. Die Notlösung auf dem Hof. Mai 2023 (Quelle: Frank Kawelovski)


Abb. Sehenswürdige Architektur der Bergbauzeit. Das Polizeipräsidium in Oberhausen-Mitte im Mai 2023 (Quelle: Frank Kawelovski)